US-Hubschrauberpilot wieder frei

■ Nordkorea entläßt den Piloten aus „humanitären Gründen“ / USA sagen zukünftige direkte Kontakte zu, um weitere Zwischenfälle zu verhindern

Seoul/Panmunjom (AP/rtr/ wps) – Nach 13tägigen Verhandlungen ist der US-amerikanische Hubschrauberpilot Bobby Hall gestern von Nordkorea freigelassen worden. Grundlage für seine Freilassung bildete eine formelle Erklärung, in der die USA ihr Bedauern über den Irrflug Halls nach Nordkorea äußerten und zusicherten, daß derartige Zwischenfälle künftig verhindert werden sollen.

Der 28jährige Pilot überquerte gestern in Begleitung des US-Gesandten Thomas Hubbard die Grenze nach Südkorea. Von dort wurde er zum US-amerikanischen Militärstützpunkt in Seoul geflogen, wo er ärztlich untersucht und einer ersten Vernehmung unterzogen werden sollte. Anschließend soll er in die USA fliegen. Nordkorea erklärte, Hall wurde aus humanitären Erwägungen entlassen, nachdem „er sein Verbrechen des illegalen Eindringens“ in nordkoreanischen Luftraum eingestanden habe. US-Präsident Bill Clinton sagte, er sei „sehr froh“, daß Hall freigelassen wurde. Thomas Hubbard, der von Clinton nach Pjöngjang entsandte Unterstaatssekretär vom US-Außenministerium, sagte gestern in Seoul, daß die USA nun mit der Umsetzung des amerikanisch-nordkoreanischen Atomabkommens fortfahren könnten. Hubbard hatte in Pjöngjang der nordkoreanischen Regierung eine Erklärung vorgelegt, in der es heißt, die USA „äußern tiefes Bedauern über diesen Zwischenfall“. Sie stimmten „Kontakten in einer angemessenen Form“ mit dem Ziel zu, „derartige Zwischenfälle in Zukunft zu verhindern“. Nach Angaben des Weißen Hauses sind damit keine Zugeständnisse an Nordkorea gemacht worden.

Gespräche über Militärfragen unter Ausschluß Südkoreas werde es auch künftig nicht geben. Einige politische Beobachter jedoch sehen darin einen geglückten Versuch Nordkoreas, die USA zu direkten Verhandlungen mit ihrem Land zu bewegen, was dem Regime die diplomatische Anerkennung näherbringen würde. Bisher liefen alle Kontakte nur indirekt über eine multinationale UN- Kommission, die Nordkorea aber boykottiert, weil ein Südkoreaner Kommissionsleiter ist.

Das südkoreanische Außenminister forderte Nordkorea auf, den Dialog wiederaufzunehmen. Seit dem Waffenstillstand von 1953 befinden sich Nord- und Südkorea formell immer noch im Kriegszustand. ks