Hilfe für über 30 Babies in bosnischen Flüchtlingslagern

■ Private Organisation sammelt Geld und Nahrungsmittel

Seit Weihnachten sammelt die größte private Hilfsorganisation „Keine Mauer durch Sarajevo“ Kleider- und Nahrungsspenden speziell für Kleinkinder. Anlaß für diese Aktion war die Geburt von über 30 Babies in den bosnischen Flüchtlingslagern in Kroatien und Slowenien in den letzten Monaten. Daß diese Aktion gerade Weihnachten gestartet wurde, sei kein überlegtes Kalkül wegen der erhöhten Spendenbereitschaft der Menschen zu dieser Zeit, sagt der Leiter der Organisation, Kemal Fazlagić.

Der Organisation geht es eher darum, diese Kinder vor dem jetzt einsetzenden Winter so gut wie möglich zu schützen. Sie befürchten, daß die Kinder ohne Spenden den Winter einfach nicht überstehen werden. Deswegen widmen sie sich bis zum Februar dieses Jahres hauptsächlich dieser Aufgabe.

Dabei wird allerdings der eigentliche Zweck der Organisation nicht außer acht gelassen. Gegründet wurde sie im Oktober 1993 in Berlin mit dem Ziel, den Menschen in Bosnien-Herzegowina mit in Deutschland gesammelten Spenden zu helfen. Bis Oktober 1994 konnte die Organisation Hilfsgüter im Wert von 20 Millionen Mark nach Bosnien senden. Diese Hilfsgüter umfassen all das, was die Menschen vor allem im Raum Berlin-Brandenburg gespendet haben. Große Konzerne beteiligen sich mit umfangreichen Nahrungsmittel-Spenden.

Gebraucht und gesammelt wird alles – „von der Nähnadel bis zur Lokomotive“, meint Kemal Fazlagić. So wird jede Woche ein Lkw mit bis zu 22 Tonnen Hilfsgütern in das Logistikzentrum in Zagreb gefahren. Von dort aus werden die Hilfsgüter in die Flüchtlingslager oder direkt nach Bosnien gebracht und dort verteilt. Man würde gerne mehr als nur diesen einen Lkw wöchentlich schicken, so Fazlagić, aber dafür fehlten leider sowohl Geld als auch die nötige Mengen an Sachspenden. Kemal Fazlagić zufolge kostet ein Transport 8.000 Mark. Dieses Geld muß allein aus Spenden aufgebracht werden.

Da eine solche Tätigkeit eine Menge Verwaltungsarbeit erfordert, arbeitet „Keine Mauer durch Sarajevo“ eng mit „La Benevolenciya“ zusammen. Das ist eine im 19. Jahrhundert in Sarajevo gegründete jüdische Hilfsorganisation, die überkonfessionell arbeitet und hauptsächlich für die Verteilung der Hilfsgüter in Bosnien zuständig ist. In Berlin erfolgt die Unterstützung durch das Technische Hilfswerk und den Senat, der, so Kemal Fazlagić, der Organisation keine bürokratischen Auflagen in den Weg stellt. Norbert Seeger

Spenden können überwiesen werden unter: Keine Mauer durch Sarajevo. Stichwort: Babyhilfe. Konto 064 002 3983. Berliner Sparkasse. BLZ 100 500 00