BVG-Silvesterangebot kaum genutzt

■ Nur rund 40.000 Berliner nutzten in der Silvesternacht den Rundum-Service der U-Bahn / 24-Stunden-Plan der BVG liegt weiterhin auf Eis / Erste Ergebnisse voraussichtlich Ende Januar

Kaum Zuspruch erntete das Neujahrs-Angebot bei den BVG- Nutzern. Mit einem Sonderfahrplan hatten die Verkehrsbetriebe in der Nacht vom 31. Dezember auf 1. Januar testen wollen, ob ein ständiger Nachtverkehr der U-Bahn sinnvoll ist. Nur 40.000 Berliner nutzten nach Angaben der BVG zwischen 22:00 und 4:00 Uhr den 15-Minuten-Takt. Allerdings fuhr über die Hälfte von ihnen vor 24:00 Uhr, also zu den üblichen Fahrzeiten. „Es war eine relativ ruhige Nacht“, erklärte BVG- Vorstandsmitglied Hans Heino Dubenkropp, betonte aber gleichzeitig, daß er zumindest „ganz zufrieden“ sei. Vergleichszahlen aus dem Vorjahr lagen nicht vor.

Zu den Konsequenzen für die Diskussion um den täglichen Nachtverkehr der U-Bahn wollte er sich nicht äußern. Dubenkropp hatte den Sonderfahrplan noch am Freitag als Versuchsballon angekündigt. Gestern erklärte er nun, die Darstellung der Medien sei übertrieben gewesen. Man stehe einem 24-Stunden-Betrieb der U-Bahn zwar positiv gegenüber, könne aber frühestens Ende Januar konkreteres dazu sagen.

Dubenkropp wollte nicht ausschließen, daß dann mit Einsparungen im Nachtbusnetz zu rechnen ist. Momentan prüfe man noch, welche Linien dafür in Frage kämen, und ob gegebenfalls neue Zubringerlinien zu den U-Bahn- Stationen eingerichtet werden müßten. Da das Land Berlin kein zusätzliches Geld für den Nachtverkehr bereit stellen will, müsse man noch durchrechnen, ob das neue Konzept finanzierbar sei.

Der Verkehrspolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus, Michael Cramer, hält das für durchaus möglich: „Schon jetzt werden bei der BVG während der Nacht zwei Systeme finanziert, das Bussystem und das Nachtsystem bei der U-Bahn. Bei letzterem sind sogar 80% des Personals im Einsatz.“ Dies bestätigte Dubenkropp. Jürgen Lüdtke, für die SPD im Hauptausschuß des Abgeordnetenhauses, betonte, daß die Verkehrsbetriebe den nächtlichen U-Bahnverkehr allein durch Umstrukturierungen finanzieren müsse. „Die BVG ist seit Anfang letzten Jahres eine Anstalt öffentlichen Rechts und damit wirtschaftlich eigenständig. Wir sind froh, daß wir ihren Etat für 1995 endlich von 1,6 Milliarden auf 956 Millionen kürzen konnten.“

Cramer bezeichnete den Versuchsballon der BVG als „reinen Werbegag". Schon seit Jahren fahre die U-Bahn an Silvester die ganze Nacht durch. Zudem eigne sich gerade der Jahreswechsel, bei dem sowieso vermehrt auf öffentliche Verkehrsmittel umgestiegen werde wohl kaum, um die Auslastung nachts zu testen. Tanja Hamilton