Der Wrestler Hulk Hogan kann vor Kraft kaum laufen – jetzt singt er auch noch

Das eigentliche Geheimnis der populären Kunstform „Wrestling“ ist der Körper. Hulk Hogan, der Superstar dieser sehr aristotelischen dramatischen Kunst (Einheit von Ort, Handlung und Zeit, Reinigung durch Mitleid und Furcht), verfügt über den idealen. Alle anderen am Wrestling-Zirkus Beteiligten sind Abweichungen von diesem Wunschkörper. Seine Gegner sind fetter, häßlicher, unförmiger, durch Masken und Kostüme als Deformationen inszeniert. Zu entlarven gibt es da nichts. Hulk Hogan, 2,12 Meter hoch, surft bei seinen Auftritten auf einer Welle des puerilen Begehrens, und denjenigen, die sich über die Richtung der Phantasien, die seinen Körper geschaffen haben und von ihm angestachelt werden, noch im Unklaren sind, geben seine neuen Promo-Photos zarte Unterweisung. Achten Sie auf die Haltung der Gitarre.

Dabei ist nicht ganz klar, woraus dieser Körper eigentlich besteht. Jedenfalls nicht aus dem gleichen Material, aus dem deiner gemacht ist, nicht aus diesem unelastischen Zeug, das höllisch schmerzte, wenn es von den großen Jungs auf dem Schulhof gegen die Mülltonnen gedonnert wurde. Dieses Hulk-Material glänzt von selbst wie eingecremt, es ist braun, doch nicht von der Sonne, es ist muskelförmig gewölbt und scheint doch ohne Spuren von Arbeit.

Jetzt singt er auch noch. Hulk Hogan, Wrestling- Weltmeister, der sich „für die Umwelt in seiner Heimat Florida engagiert“, wird von seinen Fans laut Pressetext „wegen seiner Natürlichkeit“ geliebt. Seiner Platte hat er den Titel „American Made“ gegeben. Das nenne ich Dekonstruktion! Jörg Lau/Foto: Intercord