■ Cash & Crash
: Das Jahr der miesen Kurse

Nein, der Firmenname SAP ist kein Kürzel für Scharf Auf Profit – obwohl dem Betrieb aus Walldorf in Baden dieser Titel wohl zustehen würde. Denn SAP, mit komplett-drögem Namen Systeme, Anwendungen, Produkte in der Datenverarbeitung, ist der Gewinner der deutschen Aktienmärkte des letzten Jahres. Eine SAP-Stammaktie stand Ende Dezember 94 bei 1.020 Mark und hatte ihren Wert damit in zwölf Monaten fast verdreifacht.

Am anderen Ende der Skala finden die trauernden Anleger die Textilfirma Nino. Deren Aktien waren Anfang 94 noch 55 Mark wert; 365 Tage später gab es an den Börsen dafür noch fünf Mark. Generell war 1994 für Aktionäre ein eher schlechtes Jahr. Die 30 Konzerne mit dem höchsten Börsenwert, aus deren Kursentwicklung der DAX errechnet wird, verloren fast alle. Am stärksten bergab ging es mit der spekulationsgeschädigten Metallgesellschaft, deren Aktienwert sich ziemlich genau halbierte. Nummer zwei auf der Verliererliste der großen Aktiengesellschaften wurde Siemens. Ihre Aktien sackten immerhin um ein Viertel ab. Ebenfalls im hinteren Drittel findet sich der Charlie Brown des letzten Jahres, die Deutsche Bank. Deren Chef Hilmar „Peanuts“ Kopper wurde von den Anlegern für flotte Sprüche im Fall Schneider und erfolglosen Aktien-Eigenhandel bestraft. Die einzigen beiden großen Unternehmen, die vom DAX erfaßt werden und eine Wertsteigerung verbuchen konnten, waren die Lufthansa und BMW.

Eine Beispielrechnung von Börse online ergab: Wer Anfang des letzten Jahres 10.000 Mark in die dreißig DAX-Aktien investierte, hatte am Jahresende nur noch 9176 Mark übrig – Dividenden bereits eingerechnet – eine gelungene Version von Kapitalvernichtung. Meist purzelten die Kurse nicht, weil die Unternehmen Verluste melden mußten. Das mag bei der Metallgesellschaft der Grund gewesen sein, doch die meisten der Großen machten 1994 Gewinne.

Die Ursache für den Kursverlust muß also woanders gesucht werden. Und Börsenexperten sehen vor allem die steigenden Kurse von öffentlichen Anleihen als Auslöser: Wenn ein Schatzbrief des Bundes über sieben Prozent Zinsen abwirft, sinkt der Reiz, in Aktien zu investieren. Also verkaufen kluge Anleger ihre Aktien und legen das Geld in Wertpapieren der öffentlichen Hand an – was offenbar in großem Stil geschehen ist: 1994 stieg der Umsatz der Wertpapiere von Bund, Kommunen und anderen staatlichen Organen um 12 Prozent. Felix Berth