Feuerpause in Sri Lanka

■ Erfolg bei Verhandlungen zwischen Regierung und tamilischen Rebellen

Neu-Delhi (taz) – Die Verhandlungsrunde zwischen der tamilischen Rebellenorganisation LTTE und der Regierung in Sri Lanka hat einen ersten Erfolg erzielt. Nach Informationen von Mitgliedern der Regierungsdelegation, die am Dienstag in Jaffna mit Vertretern der LTTE zusammentraf, haben sich beide Seiten auf eine Feuerpause im elfjährigen Bürgerkrieg geeinigt. Ihr Beginn soll am Freitag durch Präsidentin Kumaratunga im Parlament offiziell angekündigt werden.

Die erstmalige Teilnahme von Vertretern aus der Armee und der Marine weist darauf hin, daß auch über die Modalitäten des Waffenstillstands diskutiert wurde. Die für die tamilische Zivilbevölkerung auf der nördlichen Jaffna-Halbinsel wichtigste Frage, der Zufahrtsweg in das restliche Sri Lanka, bleibt allerdings weiterhin ungelöst. Die Armee möchte die von ihr beherrschte Landenge, den „Elefantenpaß“, öffnen, was die LTTE aus strategischen Gründen bisher ablehnte. Diese plädiert für die Wiederherstellung der Dammstraße von Pooneryn, die über eine Kette kleiner Inseln bis vor Jaffna führt.

Die Frage des Zugangs zur Halbinsel Jaffna muß rasch geklärt werden. Am 20. Januar wird Papst Johannes Paul II. in Sri Lanka erwartet. Mehrere tausend Katholiken aus dem tamilischen Norden haben den Wunsch geäußert, bei dieser Gelegeneit nach Colombo reisen zu dürfen. Die bisher einzige Verbindung, die mit Booten über die Jaffna-Lagune führt, ist gefährlich und für den erwarteten Ansturm nicht geeignet.

Obwohl die große Mehrheit der Singhalesen und Tamilen Buddhisten oder Hindus sind, hat der bevorstehende Besuch des katholischen Oberhaupts offenbar dazu beigetragen, daß beide Seiten das große gegenseitige Mißtrauen etwas senken konnten. Dieses hatte sich nach der Ankündigung einer Friedensinitiative durch die neugewählte Präsidentin Kumaratunga rasch wieder erhöht, als im letzten Oktober, während bereits verhandelt wurde, der singhalesische Oppositionsführer Gamini Dissanayake einem Attentat zum Opfer fiel.

Die srilankische Regierung soll am Dienstag auch ein umfassendes Programm für den wirtschaftlichen Wiederaufbau präsentiert haben. Der ist für die Bevölkerung des Nordens, deren Infrastruktur seit über zehn Jahren vernachlässigt worden ist, von großer wirtschaftlicher und psychologischer Bedeutung. Bernard Imhasly