piwik no script img

■ KommentarKlima des Mißtrauens

Es ist kein „Fiasko für die Oper“, wie der amtierende Opern-Intendant Peter Ruzicka genüßlich kommentierte, aber ein Debakel ist es sicherlich. Da wird ein „Traum-Team“ einem absolut unwilligen Haus mit Gewalt aufgedrückt mit der Begründung, eine bessere Lösung gäbe es nicht. Doch nach neun Monaten gemeinsamer Ideen-Schwangerschaft ist das neue Team noch zerstrittener, als es das alte aus Ruzicka und Gerd Albrecht jemals war.

Mit dem Abschied von Johannes Schaaf als zukünftigem Opernchef steht dennoch weniger eine persönliche Intrige als eine politische Haltung zur Diskussion: die hoheitliche Besetzung von künstlerischen Chefposten. Denn in einem Klima des Mißtrauens, das zwangsläufig entsteht, wenn Politiker – wie in diesem Fall – hinter verschlossenen Türen an Personallösungen basteln, ohne die davon Betroffenen zu konsultieren und auch ohne eine öffentliche Diskussion zuzulassen, ist das Scheitern programmiert.

Vielleicht muß man Opern-Intendanten nicht gleich vom Volk wählen lassen, aber etwas mehr Demokratie und Mut zur Diskussion vor einer Entscheidung erbringt zumindest ein deutliches „Mehr“ an nützlichen Erfahrungen. Außerdem könnte man auf diesem Weg gewährleisten, daß konzeptionelle Anforderungen an Posten formuliert werden, bevor Personen benannt werden, von denen man nicht weiß, ob sie zusammenpassen. Die „Oper für das nächste Jahrtausend“, die sich Kultursenatorin Christina Weiss erhofft hatte, hätte so vielleicht tatsächlich zustandekommen können: mit Entscheidungswegen für das nächste Jahrtausend. Till Briegleb

(Bericht Seite 25)

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen