Dementi der FIS zu Botschafts-Drohbriefen

■ Bonn prüft weiter Maßnahmen

Bonn (AFP) – Die verbotene Islamische Heilsfront (FIS) hat jegliche Verantwortung für die Drohbriefe gegen diplomatische Vertretungen westlicher Länder in Algerien bestritten. In einer gestern verbreiteten Erklärung betonte die FIS, daß auch ihr bewaffneter Flügel, die Islamische Armee des Heils, nicht für die Drohbriefe verantwortlich sei: „Weder die Islamische Heilsfront noch die Islamische Armee des Heils hat ein Kommuniqué solchen Inhalts veröffentlicht.“ Die Drohbriefe waren von einer anderen militanten Gruppe unterzeichnet gewesen, der Bewaffneten Islamischen Gruppe (GIA). Die GIA hatte sich auch zu der Entführung eines französischen Linienflugzeugs an Weihnachten bekannt.

Die FIS verurteilte die Drohungen gegen Ausländer und betonte, daß der Konflikt sich auf „das algerische Volk auf der einen Seite und die Militärdiktatur auf der anderen Seite“ beschränke. Die FIS verurteile „alle Aktionen, die sich gegen Unschuldige richten, egal was ihre Richtung oder ihre Religion ist und wer auch immer der Urheber dieser Aktionen sein mag“. Ferner hieß es in der Erklärung, die Drohbriefe entsprächen den Interessen der Militärjunta, in der „bestimmte Generäle“ seit November wünschten, daß die diplomatischen Vertretungen in Algier schließen, damit sie „inmitten eines Schweigens der Medien und ohne störende ausländische Zeugen“ zur „Liquidierung der Volksopposition“ übergehen könnten.

In den vergangenen Tagen waren unter anderem Deutschland, die USA, Großbritannien und Frankreich in Drohbriefen ultimativ aufgefordert worden, ihre diplomatischen Vertretungen in der algerischen Hauptstadt bis Samstag zu räumen. Das Bonner Auswärtige Amt hatte am Mittwoch erklärt, es nehme die Drohungen sehr ernst. Gestern waren nach Angaben einer Bonner Außenamtssprecherin die Prüfungen noch im Gang, welche Maßnahmen als Reaktion auf die Drohungen getroffen werden sollen.

Die französische Regierung hat bereits beschlossen, die Sicherheitsvorkehrungen für ihre diplomatischen Einrichtungen in Algerien weiter zu verstärken. Dies teilte Außenminister Alain Juppé nach einer Ministerrunde am Mittwoch nachmittag vor Journalisten in Paris mit. „Zusätzliche Maßnahmen“ würden für die Botschaft in Algier, die Konsulate sowie die Luft- und Schiffahrtsverbindungen ergriffen. Einzelheiten nannte der Minister nicht. Der Personenflugverkehr nach Algerien und die Verbindungen mit Autofähren sind seit der Entführung des Air- France-Flugzeugs unterbrochen. Zuvor hatte Juppé die von der algerischen Regierung getroffenen neuen Sicherheitsvorkehrungen als „unwirksam“ bezeichnet.