Ihr müßt verrückt sein!

■ Die Preise im taz-Solidarpakt

Nur eine der vielen Anmerkungen, die uns vor über einem Jahr erreichten. Wir hatten den taz-Solidarpakt aus der Taufe gehoben. Dabei trugen wir doch nur der Tatsache Rechnung, daß die taz-LeserInnen nicht alle über das gleiche Einkommen verfügen, demzufolge auch unterschiedlich mit ihrem allgemein knapper werdenden Geld umgehen müssen. Was lag also näher, als den Besserverdienenden die Möglichkeit zu geben, mit einem höheren Abo-Preis jene LeserInnen zu unterstützen, die aus den verschiedensten Gründen für eine tägliche taz weniger aus ihrem Geldbeutel entbehren können, sich deshalb die taz nur sporadisch leisteten?

Und wir lagen richtig mit diesen Überlegungen. Vier von zehn unserer 42.000 AbonnentInnen zahlen heute den höchsten Preis und machen es möglich, daß wir den Niedrigpreis, wie auch die Preisdifferenzierungen, beibehalten können.

Daß der taz-Solidarpakt erst nach vielen Rechnereien, langen Statistiken und Prognosen zustandekam, liegt auf der Hand – und eigentlich können wir stolz sein, nicht auf die Idee, sondern auf unsere LeserInnen, die diese für eine Zeitung einmalige Preisdifferenzierung angenommen haben. LeserInnen, die nicht alleine die taz lesen, sondern sie auch anderen ermöglichen möchten.

Aber taz-LeserInnen waren schon immer etwas Besonderes, und sie verstehen sich auch so.

Also doch nicht so ganz verrückt, wie einige zu Anfang dachten. Doch ein kleiner Haken ist immer dabei. Wir stellen seit ein paar Wochen fest, daß die Zahl derer, die unsere Zeitung zum Politischen Preis von derzeit 50 Mark im Monat abonnieren, nicht im gleichen Maße zunimmt wie jene, die aufgrund ihrer Lebenssituation nur den Soli-Preis von 30 Mark zahlen können. Dazwischen liegt nach wie vor der LeiderLeider- Preis mit 40 Mark im Monat.

Und so ist auch das erfreuliche Fazit des taz-Solidarpaktes ein wenig getrübt. Deshalb auch unsere Bitte an AbonnentInnen und LeserInnen, über diese ungewöhnliche Art der Preisgestaltung noch einmal nachzudenken. Vielleicht finden einige unserer AbonnentInnen den finanziellen Spielraum, um dem einen oder der anderen potentiellen LeserIn ein preiswertes Zeitunglesen zu ermöglichen.

So ist das halt auch bei der taz mit einem Solidarpakt: Funktionieren kann er nur, wenn alle mitmachen. Stephan Noä, taz-Werbung