Voll normal!

■ Die taz-Leserschaft unter der Lupe

Die taz-Leserschaft wurde 1994 erstmals in der Mediaanalyse – Umfrage des wichtigsten Verbundes von Medien und Werbetreibenden – ausgewiesen. Die taz wird von 260.000 Menschen täglich gelesen. Der Frauenanteil von 46 Prozent stellt einen beachtlichen Wert dar, den vergleichbare Blätter nicht erreichen. Wir bieten unter den Zeitungen die jüngste Leserschaft: Insgesamt sind 58 Prozent unter 40 Jahre, FR (46).

Keine große Überraschung ist das hohe Bildungsniveau. Knapp ein Fünftel befinden sich in Studium oder Ausbildung, fast zwei Drittel sind berufstätig. Interessanter sind die Einkommenswerte. Es gibt einen hohen Anteil Studierender mit relativ geringen Einkünften, andererseits beziehen 26 Prozent Nettoeinkommen von über 5.000 Mark (Schnitt 18 Prozent).

Die Verbreitungsschwerpunkte liegen nördlich des Weißwurstäquators. Die neuen Länder sind wie bei allen „West-Medien“ stark unterrepräsentiert. taz-Leser sind urbane Menschen. Über die Hälfte leben in Metropolen.

Das Vertrauen in andere Medien ist im „Focus-Zeitalter“ nicht sonderlich ausgeprägt. Sei es der Gebrauch weiterer überregionaler Tages- oder Wochenzeitungen – taz-Leser nutzen andere Blätter weniger als Leser der Konkurrenz. Bei Überschneidungen zu anderen Tageszeitungen liegt – man staune – die FAZ in der Gunst der taz-Leser mit 5 Prozent vorn.

Neue Einsichten brachten die sogenannten Konsumdaten an den Tag. Daß taz-Leser häufiger ins Kino gehen als üblich, verwundert ebensowenig wie die vielen Fahrradfahrer. Allerdings überraschen hohe Werte für Geschirrspüler. Hoch im Kurs stehen Hi-Fi-Anlagen, Videokameras und Motorräder. Immerhin 72 Prozent haben ein Auto. Im Schnitt liegen taz-Leser beim Besitz von Bohrmaschinen und Wäschetrocknern. Sollte taz-Cartoonist Tom dazu beigetragen haben, daß Hunde bei taz-Lesern wenig beliebt sind? Der Trend geht eindeutig zur Katze.

Die Legende vom konsumfeindlichen taz-Leser kann jedenfalls nicht aufrechterhalten werden. Bei ehrlicher Betrachtung muß man sogar feststellen: taz-Leser sind ziemlich normal! Das aktuelle Spiegel-Special mag sich aber von den Klischees nicht lösen und behauptet allwissend: „taz-Leser und taz-Macher sind eineiige Zwillinge, mal abgesehen von den Dunkelmännern, die das Blatt von Amts wegen lesen, aus Pflicht und nicht aus Neigung.“ Gerd Thomas, taz-Anzeigen