Die Karawane zieht weiter...

■ ...oder: Vorwärts immer - rückwärts nimmer. Blick zurück ohne Zorn, nicht ohne Stolz

Eine Woche ist dieses Jahr nun alt, die ersten NeujahrsnichtraucherInnen in Verlag und Redaktion qualmen wieder – schön, wenn dies die einzigen guten Vorsätze wären, die im wahrsten Sinne des Wortes verraucht sind.

Mit dem neuen Jahr hat sich einiges verändert. Wie die meisten unserer LeserInnen arbeiten wir 1995 für weniger Geld, die Preise sind wieder einmal gestiegen – auch der der taz. Stillschweigend den Preis zu verändern wäre nicht taz-mäßig. Und wir denken zudem, die taz ist dies alleweil wert. Daher hier eine kleine Rückschau auf 1994 und ein Blick auf die Möglich- keiten des jungen Jahres.

Daß wir das ganze Jahr täglich eine spannende, provozierende und wider den Stachel löckende Zeitung herausgebracht haben, wissen unsere LeserInnen. Daß wir mit dieser Zeitung ein wenig auf das geschmierte Getriebe des Geschehens um uns herum eingewirkt haben, darauf sind wir stolz.

Seien dies nun die Briefe an Taslima Nasrin, die mit dazu beitrugen, daß die Schriftstellerin sicheres Asyl fand, sei es der Rücktritt des Hamburger Innensenators, den die lange vertuschten und von der taz ans Licht gezerrten Polizeiskandale mürbe machten, oder sei es die durch den Abdruck ihrer Äußerungen über Schwarzafrikaner erzwungene Abreise der Bevölkerungswissenschaftlerin Höhn von der Weltbevölkerungskonferenz in Kairo. Auch die Auflösung bzw. Verlagerung ihres Bundesinstitutes dürfen wir uns irgendwie an unsere Fahne heften.

Ruhe haben wir selbst in der taz nicht gegeben, das erste halbe Jahr war bestimmt durch den Wechsel in der Chefredaktion, der mitten in unseren 15. Geburtstag platzte.

Und auch 1994 haben wir nicht nur mit der taz selbst dazu beigetragen, daß sich in der deutschen Medienlandschaft etwas verändert. Wieder kamen andere Redaktionen nicht ohne tazlerInnen aus – viel Erfolg und hoffentlich auch Spaß an den neuen Wirkungsstätten, seien die jetzt bei Spiegel, Zeit, Forbes, Handelsblatt oder Stern.

Daß wir dennoch nicht zufrieden sind, liegt sicher daran, daß wir es immer noch einen Tick besser machen wollen – für unsere LeserInnen und für uns, die wir für diese Zeitung, neben der alle anderen gleich sind, einstehen.

Eines ist sicher – das Jahr wird spannender als das vergangene, die Zeitung besser als die gestrige, darauf freuen wir uns, und deshalb hier ein kleiner Blick zurück und nach vorn und vor allem ein wenig hinter die Kulissen unserer kleinen, aber feinen taz. Stephan Noä