■ Mit Schweizer Skipisten auf du und du
: Schnee von morgen

Bern (AP/taz) – Der Klimaerwärmung begegnet die Tourismusbranche der Schweiz im Winter immer häufiger mit Schneekanonen. Die meisten Schweizer Skigebiete verwenden mittlerweile Beschneiungsanlagen; manche, wie die Region Adelboden bei Bern, beginnen damit bereits im Oktober.

Die Zahl der Anlagen hat sich in den letzten Jahren vervielfacht: 1990 waren es 28 Skigebiete mit Schneekanonen; heute sind es bereits 68 Orte, die eine Fläche von insgesamt 370 Hektar beschneien lassen. „Praktisch jeder größere Skiort hat eine Schneemaschine“, sagt Joel Gauthey, Sprecher des schweizerischen Verbandes der Seilbahnunternehmen. Sein Verband zähle die Anlagen schon gar nicht mehr.

Die in den letzten Jahren spürbare Klimaveränderung zögere den Saisonstart um rund zwei Wochen hinaus, so Gauthey. Die Seilbahnunternehmer fordern daher, die Skisaison mit Schneekanonen von vier auf fünf Monate zu strecken, um wirtschaftlicher zu arbeiten.

Außerdem wollen sie nicht mehr nur Gefahrenstellen oder Grasnarben beschneien, sondern ganze Pisten. Dies sei mittlerweile ein wichtiges Werbe- und Verkaufsargument, denn Touristen entscheiden sich in den wärmeren Wintern immer mehr für einen schneesicheren Skiort. Auch der Skisport fordert immer häufiger Schneekanonen von den Orten; der Internationale Skiverband läßt Weltcuprennen nur dort stattfinden, wo auch eine Beschneiungsanlage bereitsteht.

Der Bund Naturschutz dagegen sieht die Maschinen, die Eiskristalle produzieren, äußerst kritisch. „Der Energieverbrauch dieser Maschinen kann immens sein“, sagt Andreas Krug vom Bund für Umwelt und Naturschutz. Also tragen die Maschinen zum Treibhauseffekt bei, dessen Folgen sie eigentlich bekämpfen sollen.

Außerdem sei der Kunstschnee eine Gefahr für die Pflanzen in den Bergen. Denn gerade wenn die Schneekanonen sehr früh eingesetzt werden, um für die gesamte Saison eine Grundlage zu schaffen, bleibe der Schnee im Frühjahr deutlich länger liegen: „Gerade in der Schweiz und in Österreich hat man dadurch erhebliche Schäden der Vegetation festgestellt“, so Krug. Problematisch sei außerdem, daß der Kunstschnee gelegentlich mit Chemikalien „verbessert“ werde; außerdem verdichte sich der Boden und die Hochwassergefahr steige. Felix Berth