piwik no script img

■ Press-SchlagKeine Juden, bitte!

Ausländische JournalistInnen, die über ein Fußballspiel berichten wollen, sind in Saudi-Arabien offenbar nur willkommen, wenn sie den richtigen Glauben haben. Dies muß in dieses Tagen Anders Jerichow, Redakteur der Kopenhagener Tageszeitung Politiken, erfahren, der in Saudi-Arabien über den derzeit dort mit dänischer Beteiligung stattfindenden Intercontinental-Cup berichten sollte.

Nachdem die saudi-arabischen Behörden zunächst hatten wissen wollen, warum Jerichow als politischer Journalist vom „King-Fahd-Turnier“ zu berichten gedächte und der dänische Fußballverband (DBU) geantwortet hatte, dies sei durchaus übliche Praxis, ließ man in Riad die Katze aus dem Sack: Jerichow sei „jüdischer Herkunft“ und erhalte deshalb kein Visum. Nach erstaunter Reaktion aus Dänemark versuchte man in Saudi-Arabien noch, mit einer ebenso unglaubwürdigen wie durchsichtigen Ausrede das Gesicht zu retten: Es seien keine Hotelzimmer mehr frei. Für Jerichow ist die Sache klar: „Das ist eindeutig Zensur. Kann man wirklich hinnehmen, daß in Saudi-Arabien darüber bestimmt wird, wer und wie über ein Fußballspiel berichten wird?“

Man kann offensichtlich. Denn Konsequenzen für die Reise des dänischen Teams hatte die Zurückweisung von Jerichow nicht. Daß nur „nicht-jüdische“ Fußballreportage erlaubt sein soll, stört den DBU offenbar nicht weiter. Lars Poulsen, Vorsitzender des dänischen Journalistenverbands, sagt: „Es ist auch verwerflich, daß es dem dänischen Verband nicht möglich war, in Saudi-Arabien hinreichend klarzumachen, was Pressefreiheit heißt.“ Reinhard Wolff

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen