■ Press-Schlag
: Jetzt dopen auch noch Tauben!

Den internationalen Taubenzüchterverbänden geht es nicht viel anders als denen der Schwimmer oder Leichtathleten. Es wird gedopt bis zum Anschlag. Das Schlimme: Auch hier kann nicht nachgewiesen werden, wenn das liebe Tier mit Schultern, breit wie ein Jumbo, herumfliegt. Die Situation geriet so dramatisch, daß die gesamte „Sportart“ auf dem Spiel stand. Das ist nun vorbei. Experten des Analyselabors im belgischen Landwirtschaftsministerium haben den Mist im Taubenmist gefunden. „Eine revolutionäre Entdeckung, die die Rettung dieses Sports bedeuten kann“, äußert sich Untersucher Dirk Courtheyn bescheiden.

Im Taubensport geht es um beträchtliche Summen, die schnellsten Flieger sind so viel wert wie ein Auto. „In Belgien ist deshalb die Situation unhaltbar geworden“, erklärt André van Coppenolle, Direktor des belgischen Taubenbundes. Beinahe die Hälfte der 70.000 Tauben werde mit stimulierenden Mitteln beschleunigt. Ende vorigen Jahres gelang der Durchbruch: Das Labor des Landwirtschaftsministeriums entdeckte, was nie zuvor ein Mensch gesehen hatte: Dopingmittel im Taubenmist. Courtheyn, der Chef der Hormonabteilung: „Dopingkontrolle über das Blut – wie bei anderen Tieren – geht nicht bei den Tauben. Wir haben die erprobten Methoden zum Aufspüren verbotener Mittel im Rindermist angepaßt.“

Tatsächlich konnte auf dieses Weise Glucocorticosteroide, das derzeitige Wundermittel auf dem Tauben- Dope-Markt, nachgewiesen werden. „Im September und Oktober reißen die Tauben sich gewöhnlich die Federn aus“, erklärt der belgische Tauben-Donike, „Glucocorticosteroid sorgt dafür, daß das vorläufig ausbleibt. Dadurch bleiben die Tauben fit und haben einen entscheidenden Vorsprung.“

Untersuchungen der Universitäten Lüttich und Gent hatten bereits 1992 nachgewiesen, daß sowohl die Fruchtbarkeit als auch das Immunsystem der Tauben durch das Doping Schaden nehmen. „Die Tiere“, sagt Courtheyn, „werden anfällig gegen Viren.“

Letzten August wurde erstmals kontrolliert: Von 15 Tieren waren sieben Turbo- Tauben, sieben immerhin noch dopingverdächtig und nur ein Täubchen clean. Offiziell sind Dopingkontrollen erst seit einem Monat erlaubt, allerdings sind die Umstände schwierig.

„Wie“ fragt Taubenbunddirektor van Coppenolle, „soll man herausfinden, welcher Kot zu welchem Tier gehört, wenn die alle zusammensitzen?“ Ab 1996 soll es in Holland und Belgien eine Liste der verbotenen Substanzen geben. Und noch etwas plant man, um den Dopern das Handwerk zu legen: Zukünftig will man zu unangemeldeten Trainingskontrollen übergehen. Falk Madeja, Amsterdam