Hessens Stahlhelmtruppe

■ Kanther stellt Wahlkampfteam vor

Wiesbaden (taz) – Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU), der am 19. Februar gern hessischer Ministerpräsident werden möchte, hat gestern in Wiesbaden seine „Wahlkampfmannschaft“ vorgestellt. Dem „starken Team für Hessen“ gehört neben gestandenen hessischen PolitikerInnen aus den Reihen der CDU auch ein bayerisches CSU-Mitglied an: der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, der als erzkonservativer Schulpolitiker gilt.

Für den Bereich Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Frauen hat Kanther die Ex-Bundesministerin Hannelore Rönsch aus Wiesbaden „recycelt“. Dem gleichen Ressort ordnete er auch die stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion im hessischen Landtag, Inge Velte, zu. Velte, so merkten die Bündnisgrünen süffisant an, habe vehement gegen die Einführung einer Frauenquote bei der CDU gekämpft. Jetzt sei sie „erstes Quotenopfer“ geworden.

Kanthers Team gehören darüber hinaus Hessens ehemaliger Innenminister, Hartmut Nassauer (MdE), und Ex-Staatssekretär Volker Bouffier an. Zuständigkeitsbereiche: Innenpolitik, Recht und Europa. Ergänzt wird das von Joschka Fischer als „Stahlhelmtruppe“ bezeichnete Schattenkabinett vom Fraktionsvorsitzenden der Union im Landtag, Roland Koch, und dem parlamentarischen Geschäftsführer Franz-Josef Jung. Petra Roth (MdL), die sich gleichfalls dem Team von Kanther zur Verfügung stellte, möchte allerdings lieber Oberbürgermeisterin von Frankfurt werden.

Sollten CDU und FDP in Hessen tatsächlich die Wahl gewinnen, könnte es durchaus zu einer Dreiparteienregierung aus CDU, FDP und CSU (Kraus) kommen, obgleich sich die CSU in Hessen nicht zur Wahl stellt. Der christsoziale Schulpolitiker Josef Kraus hat schon angekündigt, dann die hohe Abiturientenquote in Hessen schleifen und dem „differenzierten Schulsystem“ zum Durchbruch verhelfen zu wollen. Sein Amt an der Spitze des Lehrerverbandes läßt Kraus bis zum Wahltermin „ruhen“. Klaus-Peter Klingelschmitt