■ Nachgefragt
: „Keine Erschütterung“

Nun ist es amtlich. Der Bremerhavener Wirtschaftsstadtrat Werner Lenz hat sich dazu bekannt, daß er und andere an einer eigenen Liste für die nächste Wahl zur Bürgerschaft und zur Stadtverordnetenversammlung basteln. Mit von der Partie sei neben einer ganzen Reihe von SPD-Mitgliedern unter anderen der Bremer Sparkassenchef Friedrich Rebers. Wir fragten die SPD-Landesvorsitzende Christine Wischer.

taz: Nun haben sich die Gerüchte bestätigt, daß die SPD Konkurrenz bekommen wird, und zwar aus den eigenen Reihen. Wie bewerten Sie die Äußerungen von Werner Lenz? Haben Sie mit ihm geredet?

Christine Wischer Ich habe mit Werner Lenz inzwischen gesprochen. Er hat gesagt, daß er diese Wählerbewegung ins Leben rufen wird. Das sei aber nicht gegen die Partei gerichtet. Ich habe bisher noch keine konkreten Pläne oder Ziele vorliegen. Ich nehme das erstmal so und nicht als eigene Listenverbindung. Ich will den Freitag abwarten, ich will wissen, was dort öffentlich erklärt wird. Danach werde ich bewerten, wie ganz formal damit umzugehen ist. Grundsätzlich ist es so: Wer mit eigenen Listen antritt, der begibt sich außerhalb der Organisation.

Wer kandidiert, fliegt?

Wenn das beabsichtigt ist, ja. Das weiß ich aber noch nicht.

Und das gilt nicht nur für die Häuptlinge, sondern auch für die Indianer?

Genau, wer auch immer sich denen anschließt.

Nun ist eine ganze Reihe anderer Namen im Gespräch. Haben Sie nur mit Lenz geredet oder auch mit Rebers oder dem SPD-Fraktionsvorsitzenden in Bremerhaven, Skribelka?

Ich habe nicht mit jedem einzeln geredet. Zunächst mal bin ich dem Prinzip nachgegangen, daß Gerüchte Gerüchte sind. Eine Reihe von Namen waren für mich so seriös, daß ich nicht bereit war, das zu glauben, so lange sie das nicht selbst erklären.

Ist das eine große Enttäuschung für Sie als Vorsitzende?

Es macht einen sicherlich nachdenklich und betroffen, doch letzten Endes muß man diesen Weg auch respektieren. Doch was die Lage der Sozialdemokratie in Bremen anbelangt, ist es kein erschütterndes Ereignis, wenn in einer Partei mit annähernd 10.000 Mitgliedern einige Personen beschließen, sie wollen einen anderen Weg gehen. Fragen: J.G.