Betr.: Werbe- und Warenwelt der DDR

Kleiner Test: Was verstehen Sie unter „ba-du-san“? a) Babynahrung, b) Scheuermittel, c) Schaumbad? Wenn Sie die Frage mit c) beantworten, sind Sie an den Freitagabenden Ihrer Jugend vermutlich östlich der Elbe in die Wanne gestiegen. Sie haben das „ba-du-san“-Entchen oder das „ba-du-san“-Schweinchen schwimmen lassen und gebrüllt, wenn Ihr älterer Bruder es Ihnen wegnehmen wollte. Jetzt sind Sie mehr oder weniger erwachsen, aber: Sie können das „ba-du-san“- Entchen wiedertreffen. Es wird eine Enttäuschung sein.

Da haben sich nämlich ein paar ambitionierte Leute hingesetzt und eine Ausstellung zusammengeschustert. Dieselbe heißt „Flieg Johanna Flieg. Eine photographische Reise durch die Werbe- und Warenwelt der DDR“ und lockte zur Eröffnung mit „Manne-Krug-Musik, alten Werbefilmen und einem zeitgemäßen Ost-Imbiß“. Bockwurst mit Brot, in der DDR „Bowu“ genannt, zu einer Mark, der Becher Wein zwei Mark, Selters fünfzig Pfennige. Hatte also alles seine Richtigkeit. Warum war die Stimmung dann so betreten?

Vermutlich, weil sich der Eindruck nicht abweisen ließ, daß die heute gern als lustig empfundene ästhetische Ärmlichkeit der DDR auf der Nullbasis abgeschöpft wurde. 24 Kunstlichtfotografien von Volker Weinhold und – sage und schreibe – acht Plakate waren zu besichtigen, die Fotos im Treppenhaus aufgehängt. Kein einziges Objekt der DDR-„Werbe- und Warenwelt“, keine einzige Werbeanzeige, von denen es in den wenigen Zeitschriften der DDR immerhin etliche gab.

Lieblos und reichlich dünn ist „Flieg Johanna Flieg“ aufgezogen, dabei hätte ein Gang in die Bibliothek und ein Blick ins „Magazin“ von 1975, einer in die „Sibylle“ von 1962, ein Anruf beim ehemaligen DFF-Fundus in Adlershof schon genügt, um dem Ausstellungsanspruch gerecht zu werden. Verwirrt stolperte das Publikum an einem einsamen „Minol-Pirol“, Werbe- Piepmatz der DDR-Tankstellen und Symbolfigur für den kindlichen Personifizierungseifer von DDR- Werbung, vorbei, beäugte „Fewa- Johanna“ und das kleine Messemännchen. „Ätzend, echt!“ entfuhr es einer Frau. Ich weiß nicht, ob die Combo noch gespielt hat – nach zwanzig Minuten bin ich gegangen. Vielleicht wäre eine andere Überschrift besser gewesen. „Sandmännchen auf Reisen“ meinetwegen, denn Weinholds Fotos zeigen vor allem den Abendgrüßer unterwegs in aller Welt. Alltagskultur und früher vertraute Lebensräume sind jedoch mit einem maniriert abgelichteten Sandmännchen, einem „Fewa“- oder „Mux-Mux“- Plakat noch lange nicht reflektiert. „Flieg Johanna Flieg“ ist nur ein weiterer Tritt in den Arsch der Geschichte. Anke Westphal

Bis 28.2. im „PPS. Zentrum für Bildkommunikation“, Hirtenstraße 19, Mitte.