■ Alk im Blut, Mokick im Kofferraum
: Chauffeure mit Helm

Nehmen wir zunächst einen authentischen Fall aus Berlin: Ein Fremder in der Stadt sucht ernüchtert sein Auto. Privatleute hatten ihn nachts zuvor aus seiner Stammkneipe zur Privatfete abgeworben. Er fuhr spontan mit und auch wieder zurück, aber ohne sein Auto. Vernünftig, vielleicht auch einfach dumm, auf jeden Fall selbst schuld. Ein Ausweg aus dem Dilemma betrunkener Autofahrer bieten die „Cityflöhe“. Seit gestern springen nun fünf Flöhe auch durch die Bremer City.

Die CityFloh-Zentrale sitzt in Frankfurt. Dort bieten seit Sommer 94 stocknüchterne Mokickfahrer (stock-)betrunkenen Party- und Kneipengästen an, sie samt Auto nach Hause zu bringen. Der Mokickfahrer packt sein zusammenklappbares 3.000-Mark-Mokick in den Koffer, den 30-kg-Koffer in den Kofferraum, den Kunden auf den Beifahrersitz und fährt dann vollkaskoversichert los. „Machen wir doch auch“, dachten sich Serifa und Hergen Saalfeld aus Delmenhorst und gründeten ein Bremer Franchise-Unternehmen.

CityFloh in Bremen, das sind jeweils zwei, also zehn Studenten für die fünf Mokicks, die per Handy erreichbar und wochentags von 21 bis 3 Uhr und am Wochenende von 21 bis 5 Uhr abrufbar sind. Das kostet die alkoholisierte Kundschaft zwölf Mark Pauschale plus zwei Mark fünfzig pro Kilometer. „Teurer als die normale Taxifahrt, aber billiger als das Taxiangebot mit Beifahrer“, so Saalfeld. Bei 10 Kilometer Fahrt rechnet er 28,80 Mark (Taxi), 37 Mark (CityFloh), 58 Mark (Taxi mit Beifahrer). Mehr als 15 Fahrten pro Nacht bräuchte der Bremer CityFloh, um Gewinn einzufahren.

Thomas Beckmann, 25, Mathematikstudent, ist Nachtmensch, fährt seit mindestens vier Jahren (so die Auflage) gut und gerne Auto,und wurde danach getestet, „wie sich Beifahrer bei mir ihm Auto fühlen“. Wie's ihm ergehen wird mit den Alkoholisierten, läßt er nun auf sich zukommen. „Angenehm ist das nicht, aber die Ultrasturzbesoffenen werden wir schon nicht kriegen.“ Die Bremer CityFlöhe jedenfalls haben immer ihren „Universalschonsitzbezug“ für empfindliche Autopolster dabei und zur Not ja auch ihren Mokick-Schutzhelm.

Frauen werden beim Bremer CityFloh nicht eingestellt, damit nicht manche meinen, „sie könnten sich einfach ne Frau bestellen“, meint Hergen Saalfeld. Dieses Wochenende wird mit einer Kneipen-Restaurant-Promotion-Tour der neue Service in Bremen gestartet, und so bald wie möglich sollen Oldenburg, Wilhelmshaven, Bremerhaven folgen und der Service schon ab 19 Uhr gelten. Denn so manch einer sei ja nach dem Feierabendbierchen oder den Kneipenvertragsabschlüssen schon betrunken, wie Frankfurt meldet. sip/Foto: Archiv

CityFloh Bremen Tel. 336

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