Behinderte mißbraucht

■ Psychiater soll 14 Schutzbefohlene sexuell mißbraucht haben

Görlitz (taz) – Ein Psychiater im sächsischen Görlitz steht im Verdacht, vierzehn geistig schwerbehinderte männliche Jugendliche im Alter von vierzehn bis siebzehn Jahren sexuell mißbraucht zu haben. Der Arzt sitzt bereits seit November des vergangenen Jahres in Untersuchungshaft. Nach Auskunft des sächsischen Landeskriminalamtes und der Görlitzer Staatsanwaltschaft ist er bisher nur teilweise geständig.

Mindestens seit 1992 soll der 47jährige ein „Doppelleben“ geführt haben. Er habe ihm anvertraute Jugendliche mißbraucht, dabei Fotos und Videoaufnahmen angefertigt.

Die Aufnahmen habe der Psychiater in seinem eigenen Fotolabor entwickelt, offenbar mit der Absicht, damit Geschäfte zu machen. Dazu habe er bereits Kontakt zu entsprechenden Magazinen in Deutschland, Holland, Dänemark und der Schweiz aufgenommen.

Ein fünfzehnjähriger, geistig behinderter Junge hat über seine Erzieherin den Psychiater angezeigt. Weitere Opfer fanden Beamte des Landeskriminalamtes im Laufe der Ermittlungen. Der in der Region bekannte Arzt habe sich das Vertrauen von Eltern erschlichen, seine Opfer im Alter von vierzehn bis siebzehn Jahren zu Ausflügen mitgenommen, mit ihnen in Hotels übernachtet sowie andere während der Untersuchungen in der Praxis mißbraucht.

Ermittelt wird gegen den Psychiater wegen sexuellen Mißbrauchs von schutzbefohlenen und widerstandsunfähigen Personen, wegen Förderung sexueller Handlungen Minderjähriger, Verbreitung von pornographischen Schriften, sexueller Beleidigung und Körperverletzung.

Das Landeskriminalamt hat „für die Aufklärung eines der größten Fälle von Sexualstraftaten in der Kriminalgeschichte des Freistaates Sachsen“ eine Sondertelefonleitung geschaltet, da es annimmt, daß sich weitere Kinder und Jugendliche als Opfer melden. Detlef Krell