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Keine Fundamentalisten in die Schule

■ Die Islamische Föderation kommt als Träger für den Islam-Unterricht an den Schulen nicht in Frage Formale Gründe sind Ursache für die Ablehnung / Schulsenator Klemann zieht staatliche Lehrkräfte vor

Die Islamische Föderation kommt als Träger von Islam-Unterricht an Berliner Schulen nicht in Frage. Zu diesem Schluß kommt ein Gutachten, das der Hannoveraner Rechtsprofessor Axel Freiherr von Campenhausen im Auftrag der Senatsschulverwaltung erstellt hat. Für die Ablehnung nennt der Jurist in erster Linie formale Gründe. Die Islamische Föderation erfülle nicht die Kriterien einer Religionsgemeinschaft. Dies ist nach dem Schulgesetz aber die entscheidende Bedingung, um an Schulen Religionsunterricht erteilen zu dürfen.

Die Islamische Föderation wurde 1980 als Zusammenschluß von 17 Berliner Vereinigungen gegründet, darunter überwiegend Moscheevereine. Laut Camphausen ist die Föderation nicht nur eine religiöse, sondern auch eine soziale, rechtliche und kulturelle Interessenvertretung. Es sei „keine hinreichend umfassende“ religiöse Zielsetzung zu erkennen.

Unerwähnt bleiben in dem Gutachten die politischen Gründe, die dafür sprechen, die Föderation von den Schulen fernzuhalten. Die Islamische Föderation ist für die Wiedereinführung des islamischen Rechts (Scharia) in der Türkei und vertritt ein fundamentalistisches Verständnis des Islam.

Ein großer Anteil ihrer Mitglieder steht der „Milli Görüș“ (Nationale Sicht) nahe, die einem Islam türkisch-nationaler Prägung anhängt. Politisch unterstützen sie die Wohlstandspartei von Necmettin Erbakan, der ebenfalls für die Wiedereinführung der Scharia in der Türkei eintritt. Sowohl die Erbakan-Partei als auch „Milli Görüș“ sind im Berliner Verfassungsschutzbericht als islamisch-extremistische Gruppen aufgeführt.

Nach außen ist die Islamische Föderation um ein progressives Erscheinungsbild bemüht. „Jungen Türkinnen sagen wir, laßt euch nicht gegen euren Willen verheiraten. Das mag in der Türkei Tradition sein, steht aber nicht im Koran“, sagt der Vizepräsident der Föderation, Jahja Schülzke, ein zum Islam übergetretener Berliner. Der Verband predige auch keineswegs, daß Ehebrecherinnen gesteinigt werden sollten. „Das steht nicht im Koran, sondern im Alten Testament“, so Schülzke. An seinen missionarischen Absichten läßt er aber keinen Zweifel. „Wir müssen die neue Generation gewinnen.“

„Das Gutachten stützt unsere Auffassung“, erklärte der Sprecher der Senatsschulverwaltung. Die Behörde hatte bereits 1982 eine Anfrage der Islamischen Föderation abgelehnt, an den Schulen Islam-Unterricht anzubieten. Diese hatte aber einen erneuten Antrag gestellt. Die Schulverwaltung, die einen Islam-Unterricht für wünschenswert hält, befindet sich in einem Dilemma. Bisher bieten die beiden christlichen Kirchen in Eigenregie freiwilligen Religionsunterricht an den Schulen an. Will man den Islam gleich behandeln, müßte ein islamischer Trägerverein diesen Unterricht anbieten, die Lehrinhalte wären dann aber der staatlichen Kontrolle entzogen. „Fundamentalisten in die Schule zu holen ist mit Sicherheit nicht der richtige Weg“, stellt Schulsenator Jürgen Klemann (CDU) fest. Eine Kontrolle von Lehrinhalten ist aber nur möglich, wenn der Islam-Unterricht Teil des regulären Schulunterrichts ist.

Deshalb sollen nach Klemanns Vorstellungen wie in Nordrhein- Westfalen staatliche Lehrkräfte den islamischen Unterricht gestalten. Voraussetzung hierfür ist, daß auch katholischer und evangelischer Religionsunterricht zum Schulfach werden. Als Alternative können die Schüler das Fach Ethik wählen, in dem auch Grundzüge der Weltreligionen vermittelt werden. Dorothee Winden

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