■ Vorlauf
: Nicht ohne ...

„Gesucht wird ... Das Schicksal der entführten Kinder“, heute um 21.45 Uhr in der ARD

Hätte es Betty Mahmoody und ihren Bestseller „Nicht ohne meine Tochter“ nicht gegeben, man könnte Wilfried Huismann unumwunden attestieren, eine hochbrisante Reportage recherchiert zu haben. Durch Zufall stieß der ausgewiesene Fachmann für investigativen Journalismus auf den Fall der Düsseldorferin Bärbel S., deren libanesischer Ehemann die beiden gemeinsamen Kinder in sein Heimatland entführte hatte. Huismann nahm sich des Falles an und verfolgte über zwei Jahre den Kampf der Frau um ihre Kinder.

Wo die Mutter noch zögerte, machte sich der Journalist selbst auf die Suche nach den Kindern. Im libanesischen Tripoli spürte er zunächst Angehörige von Bärbels Ehemann Achmed R. und schließlich diesen selbst auf. Mit der Zeit gelang es Huismann, den Vater selbst zu einer Stellungnahme zu bewegen. Dabei entsteht das Porträt eines islamisch geprägten Mannes, der nach einem Unfall in Deutschland arbeitslos geworden, mit seiner Rolle als Hausmann und den gleichzeitigen Emanzipationsbestrebungen seiner Ehefrau nicht mehr zurechtkam und sich mit „seinen“ Kindern in jene Kultur flüchtete, die ihm seine tradierte Mannesehre zusicherte. Und das islamische Recht steht in diesem Fall auf seiner Seite.

Da Wilfried Huismann nicht von der rassistischen Einfalt einer Betty Mahmoody ist, hält er sich hinsichtlich irgendwelcher Urteile gänzlich zurück. Wer hier gut, wer böse ist, ist so nicht zu entscheiden. Und um nur ja keiner Verteufelung des Islam Vorschub zu leisten, bietet Huismann auch noch ein paar Araber auf, die Achmeds Verhalten barsch als schändlich geißeln.

Als Fazit bleibt so am Ende nur der nüchterne Einblick in einen gescheiterten Versuch einer Multi- Kulti-Ehe, dessen Leidtragende zwei Kinder sind. Allerdings wird man bei diesem Film den Verdacht nicht los, daß hier ein Reporter mit fraglos hehren Motiven in einen tragischen Einzelfall hineingeriet, sich in einer Mischung aus journalistischer Neugier und Anteilnahme darin verstrickte und am Ende selbst weder ein noch aus wußte.Hubert Hottner