Ein Bild vom Schaum der Tage

„Sogar Abfall kann nützlich sein“, schrieb Christian Schad, „wenn man ihn überarbeitet, umformt oder ergänzt.“ Oder den Kram auf Fotopapier legt und dann belichtet. So machte es Schad zu seinen schönsten Dada-Zeiten. Was dabei herauskam, waren hinreißend seltsame Abdrücke von ausrangierten Alltagsgegenständen. Die Zeitungsfetzen und Stoffreste, die Schad in Kneipen und Cafés einsammelte, wurden in seinen Fotogrammen in delikate, abstrakt anmutende Kompositionen umgeschmolzen. Womit sich Schad deutlich von den eher plumpen Silhouettenbildern seiner Zeitgenossen Man Ray und Moholy-Nagy abhob. Schad hat das Fotogramm zwar auch nicht erfunden (es ist älter als die Fotografie selbst). Aber seine magisch leuchtenden „Schadografien“ – das Etikett verpaßte Tristan Tzara den Wunderbildern – gehören bis heute zu den qualitätvollsten, feinsinnigsten Ausdeutungen dieser Technik. Die „Lichtbild-Galerie“ in Worpswede zeigt ab heute eine Auswahl jüngerer „Schadografien“, die in den 60er und 70er Jahren entstanden. Eröffnung ist um 20 Uhr. (Bis 5. März, Neu Bergedorfer Damm 44a). tw