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■ „Fly Chidori fly“: Eine Tanz-Performance im Institut Unzeit

Junko Wada tanzt ihren Lieblingsvogel Foto: Veranstalter

Da stimmt doch was nicht: „Musik am Sonntagnachmittag“ am Freitag abend? Wie bei fast allen Unternehmungen der „Freunde guter Musik e.V.“ steckt aber auch hier ein genau ausgetimtes System hinter dem verwirrenden Datumsdurcheinander: Erstens findet die Tanzperformance (Junko Wada) mit angekoppelter Klanginstallation (Hans Peter Kuhn) im „Institut Unzeit“ (eben!) statt, und zweitens wird sie „natürlich“ am Sonntag nachmittag noch einmal aufgeführt.

„Chidori – Crazy Heat“ heißt das Projekt, nach einem japanischen Vogel, der ähnlich wie der Kolibri so schnell mit den Flügeln schlägt, daß einem beim Betrachten heiß im Kopf wird. Oder so ähnlich. Die Japanerin Junko Wada, die auf Einladung des DAAD derzeit in Berlin lebt und tanzt, hat sich für Chidori mit Hans Peter Kuhn zusammengetan. Warum? „Wir haben festgestellt, daß wir die gleichen Dinge lieben, daß unsere Ästhetik ähnlich ist und daß unsere Anschauungen nahe beieinander liegen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: die totale Langeweile oder die volle Kraft, die entsteht, wenn zwei am selben Strang ziehen. Wir hoffen auf die volle Kraft.“

Wir auch. Und die Chancen daß dieses Zweierbeziehungexperiment spannend verläuft, scheinen nicht gerade schlecht. Hans Peter Kuhn jedenfalls bringt jede Menge Referenzen mit in die Klangtanzehe. Er hat diverse Stücke von Großmeister Robert Wilson tontechnisch ausstaffiert, so u.a. „Death, Destruction & Detroit“ (I und II), „Civil warS“ und „King Lear“. Außerdem hat er das Centre Pompidou mit Klangteppichen ausgelegt, für das Künstlerhaus Bethanien ein Neonröhrenarrangement gebastelt und beschallt und auf der von allen heißgeliebten Ars Electronica Linzer Torte gegessen, die Geräusche dazu aufgenommen, gesampelt und F. Kittler den „Linzer Remix“ vorgespielt. Das letzte stimmt nicht so ganz, aber dafür hat Kuhn 1993 einen echten Goldenen Löwen bei der Biennale Venedig für die Installation „Memory Loss“ (wiederum mit R. Wilson) kassiert.

Über die Tänzerin Junko Wada wissen unsere Informanten sehr viel weniger. Das aber klingt recht angenehm: „Sie lebt in einem kleinen ländlichen Dorf, fernab der Stadt, umgeben von Reisfeldern und Hügeln, in der Nähe von Kyoto. Dort verbringt sie die meiste Zeit in Kontemplation über die Natur als Vorbereitung zu ihrem Tanz. In ihrem Tanz gibt es weder eine Botschaft, noch erzählt sie eine Geschichte.“ Viel Platz also für Chidori, seine Flügel auszubreiten. Andreas Becker

Musik am Sonntagnachmittag XLIII. Chidori – Crazy Heat mit Junko Wada und H. P. Kuhn. Freitag, 27.1., um 20 Uhr und Sonntag, 29.1., um 17 Uhr im Institut Unzeit, Erkelenzdamm 11–13 B IV, 10999 Kreuzberg.

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