„Kleine Ohrfeige“ für Ellis Huber

■ Ärztekammer-Präsident Huber erst im zweiten Anlauf gewählt

Der „restaurative Putsch ist in sich zusammengebrochen“, versuchte der alte und neue Präsident der Berliner Ärztekammer, Ellis Huber, gestern das Abstimmungsergebnis schönzureden. Erst im zweiten Wahlgang konnte sich der Reformer gegen seinen Gegenspieler Hans-Herbert Wegener von der traditionellen Liste Äskulap durchsetzen. Im ersten Wahlgang fehlten Huber zwei Stimmen zur Mehrheit, im zweiten Wahlgang erhielt er 48 von 91 Stimmen. Auf Wegener entfielen 39 Stimmen. Einige Delegierte hätten ihm eine „kleine Ohrfeige“ verpassen wollen, sagte Huber, der seine dritte Amtszeit antritt.

Schon im Wahlkampf war Kritik an seiner Person laut geworden. Zuletzt hatte ihm die Kassenärztliche Vereinigung (KV) vorgeworfen, den niedergelassenen Ärzten „in den Rücken zu fallen“. Huber habe, so der Vorwurf, im Dezember die Bemühungen der KV um eine Angleichung der Ost-Honorare niedergelassener Ärzte „torpediert“. Der Vorwurf sei „völlig unverständlich“, hieß es dazu aus der Ärztekammer.

Nur mit einem Quentchen Glück gelang es der Fraktion Gesundheit bei der Wahl des elfköpfigen Vorstands einen fünften Sitz zu ergattern. Nach zwei Wahlgängen, die im Patt endeten, entschied das Los. Das Glück war auf seiten von Cora Jakoby (Fraktion Gesundheit); der Vorsitzende des Marburger Bundes in Berlin, Herbert Mahn, hatte das Nachsehen.

Im Vorstand des Selbstverwaltungsgremiums der Ärzteschaft sind jetzt fünf Listen vertreten: Äskulap und Hausärzte (BPA) haben je zwei Sitze, die Liste Integration und der Marburger Bund (MB) je einen Sitz. „De facto wird es keine Veränderung in der Politik der Ärztekammer geben“, sagte Huber gestern. Eine Einschätzung, die auch von Herbert Mahn (MB) geteilt wird. Mahn äußerte die Hoffnung, daß mit Hilfe des „integrativen Vorstands“ eine Zusammenarbeit über die Gruppengrenzen hinweg gefunden werde. Huber dürfte keine Probleme haben, bei Abstimmungen im Vorstand die für eine Mehrheit erforderliche sechste Stimme aufzutreiben.

Als dringliche Aufgaben nannte Huber gestern ein „grundlegend neues Honorargefüge“, das die sprechende Medizin bezahle und nicht teure Diagnostik. In den Krankenhäusern müsse das überholte Chefarzt-System durch kollegiale Leitungsstrukturen ersetzt werden. Dorothee Winden