Atomgespräche auf „neutralem Boden“

■ Ohne jede Öffentlichkeit beginnen in Berlin heute Atom-Verhandlungen zwischen den USA und Nordkorea

Ganz unter sich wollen die USA und Nordkorea sein, wenn sie heute vormittag ihre Verhandlungen über nordkoreanische Atomreaktoren in Berlin fortsetzen. Bei der Protokollabteilung des Senats wurde betont, daß es weder einen roten Teppich noch eine Eintragung ins Goldene Buch der Stadt und auch keine spektakulären Sicherheitsvorkehrungen geben werde: Möglichst wenig Öffentlichkeit scheint die Devise der Gespräche zu sein.

Die achtköpfige amerikanische Delegation unter der Leitung von Gary Famore, einem Beamten des Auswärtigen Amtes, traf nach Auskunft des amerikanischen Presseattachés, William Wanlund, gestern in Tegel ohne große Sicherheitsvorkehrungen ein. Die zehn nordkoreanischen Vertreter landeten in Schönefeld, da der Flughafen im Ostteil der Stadt über eine Direktverbindung nach Pjöngjang verfügt. Spekulationen, Berlin sei als ehemals geteilte Stadt aufgrund der historischen Parallelen zu Korea zum Verhandlungsort gewählt worden, wies Wanlund zurück: „Berlin ist wohl eher gewählt worden, weil es auf neutralem Boden liegt.“

Gestern stand noch nicht fest, wo die Gespräche, die bis Dienstag dauern, stattfinden. In Absprache zwischen den beiden Delegationen solle erst heute vormittag darüber entschieden werden, wo die Verhandlungen durchgeführt werden, so ein nicht genannt werden wollender Vertreter des „Büros für den Schutz der Interessen der koreanischen demokratischen Volksrepublik“. „Ich nehme an, daß die Besprechungen zwischen unserer Außenstelle und den Nordkoreanern pendeln“, sagte der amerikanische Presseattaché Wanlund.

„Spezielle Sicherheitsvorkehrungen“, wiegelt der Presseattaché ab, gebe es keine, da es sich um „rein technische Expertengespräche“ handele, an denen „keine hochrangigen Leute“ teilnehmen. Deshalb liege auch keine „spezielle Sicherheitsbedrohung“ vor. Die Pressestelle der Polizei sagte, daß nicht mit „nennenswerten Verkehrsbeeinträchtigungen“ zu rechnen sei. Aber natürlich würden die Sicherheitsbehörden „ein Auge auf das Geschehen werfen“.

Bereits im September 1994 trafen sich Amerikaner und Nordkoreaner zu Gesprächen in Berlin, die dann auf politischer Ebene in Genf fortgesetzt wurden. Dort einigten sich im Oktober die USA und Nordkorea dann darauf, die nordkoreanischen Graphitreaktoren – bei denen atomwaffenfähiges Plutonium anfällt – durch moderne Leichtwasserreaktoren aus den USA zu ersetzen. Eine erste Verhandlungsrunde zum Austausch der Reaktoren war daraufhin im November in Peking anberaumt worden. Matthias Bernt/Barbara Bollwahn