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Friedensuniversität gerät ins Zwielicht

■ Geplante Friedens-Uni wird von dem New-Age-Manager Uwe Morawetz initiiert

Wenn Bud Spencer, Protagonist unzähliger Hau-drauf-Filme, gemeinsam mit Erzbischof Desmond Tutu, Otto Schily, Henry Kissinger und zwei Dutzend Friedensnobelpreisträgern genannt wird, ist das eine kuriose Koalition. Doch die Genannten sind neben dem Dalai Lama, Rita Süssmuth und Ignatz Bubis Teil eines zweihundertköpfigen Prominentenrudels, das – wenn man den Veranstaltern glauben darf – im September die Sommeruni der „Fördergemeinschaft zur Gründung einer Friedensuniversität e.V.“ eröffnen wird. Am 1. Oktober soll dann die Friedensuniversität gegründet werden. Doch nun werden Zweifel an der Seriosität der Fördergemeinschaft laut.

Thomas Gandow, Sektenbeauftragter der evangelischen Kirche, bezeichnete die Initiative als unseriös. „Ein Teil der Leute wird nicht wissen, daß sie mitmachen, und ein Teil der Leute wird nicht wissen, auf wen sie sich da einlassen“, erklärt der Sektenexperte. Tatsächlich: Wie der Spiegel schreibt, wüßten weder Ignatz Bubis noch der sächsische Innenminister Heinz Eggert oder der Schauspieler und Regisseur Richard Attenborough, wie sie auf die Dozentenliste der obskuren Universität gekommen seien. Sogar ehemalige Vorstandsmitglieder, wie der Chef der Berliner Ärztekammer, Dr. Ellis Huber, und Manina Lassen-Grzech, haben sich inzwischen von der Initiative distanziert. Letztere wirft dem Vereinsvorsitzenden Uwe Morawetz unseriösen Umgang mit Finanzen vor.

Uwe Morawetz, der Vorsitzende des Vereins zur Gründung der Friedens-Uni, ist bekannt dafür, daß er aus seiner Nähe zu esoterischen Gruppen Kapital schlägt. Bereits 1991 hatte Morawetz das New-Age-Festival „Kraft der Visionen“ veranstaltet, an dem „Hexen, Schamanen und Mystiker“ teilgenommen hatten. Die Fördergemeinschaft ist ein Ergebnis dieses Festivals.

Von der Geschäftsstelle der Fördergemeinschaft, die in der Wohnung des Vereinsvorsitzenden Uwe Morawetz firmiert, hagelt es seitdem Presseerklärungen, im denen unter anderem der Sektenbeauftragte Gandow des Rufmords bezichtigt wird. Wo man sich doch bloß dem Frieden auf Erden in all seinen Erscheinungsformen widmen will.

Ob innerer, äußerer, globaler, individueller Friede – „wir wollen eine Verbindung zwischen dem Frieden in uns und dem Frieden in der Welt“, so die nebulöse Zielsetzung des Vorsitzenden Uwe Morawetz. Doch genauer mag er den Begriff nicht definieren. Wen wundert es da, wenn die Sprecherin der Senatswissenschaftsverwaltung, Monika Grütters, Zweifel an der Wissenschaftlichkeit der Friedens- Uni äußert? Peter Lerch

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