Ziviler Friedensdienst

■ betr.: „Deutschlands Exportfrie den“, Interview mit Ralf Cüppers und Antwort auf D. Krosigks Le serbrief, taz vom 19. 1. 95

Ich denke, daß ein Dienst an der Gesellschaft, den ich anstelle eines undemokratischen Zwangsdienstes leisten kann, damit in letzter Konsequenz auch zum Zwangsdienst wird.

Für den zivilen Friedensdienst eintreten bedeutet, das Dilemma in dem wir „Friedensbewegte“ uns sowieso schon befinden, auf andere Bereiche noch auszuweiten. Einerseits verbringen wir unsere (Frei-)Zeit in der Friedensbewegung, unterstützen Friedensprojekte finanziell. Gleichzeitig wird ein großer Teil unserer Steuergelder für Rüstung und aktive Kriegsvorbereitung verwendet, ohne daß wir uns dagegen wirklich wehren können. Du hast das ja auch sehr betroffen geschildert.

Jetzt sollen wir zivile Friedensdienstleistende in Krisen- oder Kriegsgebiete schicken, die oft durch deutsche Kriegs- und Rüstungsunterstützung zu solchen geworden sind. Ein wenig Wiedergutmachen und Heilen, wo mit Hilfe dieser Bundesregierung schon massiver Schaden entstanden ist und woran einige wenige gut verdient haben, ohne je dafür einstehen zu müssen und nie deswegen zur Rechenschaft gezogen werden. Dies ist also der „dienende“ Aspekt dieses zivilen Friedensdienstes. Dafür stehe ich als Frau aber keinesfalls zur Verfügung! Da fordere ich lieber die Abschaffung der Bundeswehr und der deutschen Rüstungsproduktion, um zu einer zivilen Gesellschaft zu gelangen. Siglinde Neher, Flensburg