Faschisten ab nun Nazi-onale Allianz

Italiens neofaschistische MSI schwingt sich mit ihrem Wandel zur „Alleanza nazionale“ zur stärksten Kraft der italienischen Rechten auf / Parteiführer Fini läßt Berlusconi alt aussehen  ■ Aus Fiuggi Werner Raith

So recht klappt das mit dem Postfaschismus offenbar doch noch nicht. Nicht nur kam es am Rande des eben im Thermalbad Fiuggi südlich von Rom zu Ende gegangenen Auflösungs-Kongresses der neofaschistischen Partei MSI/DN mit gleichzeitigem Eintritt in die „Nationale Allianz“ (AN) zu Handgreiflichkeiten zwischen Altfaschisten und „demokratischen Rechten“. Nicht nur flimmerte das so liebe- und machtvoll vorbereitete Laser-Spektakel zunächst einmal eher verwirrend, bis schließlich die bisher als Symbol lodernde dreifarbige Flamme des MSI/DN sich auf einen kleinen Kreis zusammenzog und dann in einem neuen Bogen mit den Buchstaben „Alleanza nazionale“ zu einer Art Fußnote wurde.

Auch sonst mußte Gianfranco Fini, 43, alter Führer der MSI und neuer Präsident der AN, im Plenarsaal immer wieder die Hand zur Beruhigung aufgebrachter Delegierter heben. So, als einige im neuen Parteistatut enthaltene Formulierungen für den von Fini so genannten „Postfaschismus“ diskutiert wurden – etwa „Es gibt keine Freinde mehr, die zu liquidieren wären, sondern nur noch politische Gegner“, oder „Der antifaschistische Widerstand war in einer historischen Epoche eine große Leistung, die zur Erneuerung des italienischen Staates beigetragen hat“ und schließlich „Rassismus und Antisemitismus sind undemokratische Haltungen, die strikt abzulehnen sind“.

Besonders nervös ruderte der Yuppie der italienischen Politik mit seinen Händen, als das – in Italien bei Parteikongressen traditionelle, bei der Ultrarechten aber erstmalige – Defilee der Führer anderer Parteien auf dem Podium begann und ausgerechnet der Leiter der Italienischen Volkspartei, Rocco Buttiglione, besonders ausgepfiffen wurde. Just ihn will Fini nämlich um jeden Preis davon abhalten, ein Bündnis mit der Linken einzugehen. Das nämlich hätte durchaus Chancen, der AN die Aussichten auch in einem noch so festen Bündnis mit dem Medienherrscher Silvio Berlusconi den Erfolg streitig zu machen.

Trotzdem: Fini hat mit seiner harten Wende und dem Hinausgraulen einer Reihe alter Faschisten die anderen Parteien – sieht man einmal von den KP-Nostalgikern der Rifondazione comunista ab – in große Verlegenheit gebracht. Selbst der sonst an strahlender Selbstsicherheit kaum zu übertreffende Berlusconi, der heftigen Applaus bei seiner Rede in Fiuggi erhielt, mußte einsehen: Dieser Gianfranco Fini mit dem hageren Gesicht und den eiskalten Augen erhebt sich zum eigentlichen Führer der Rechten Italiens, und daneben sieht der Medienmogul recht alt aus. So versuchte sich Berlusconi redlich, aber offenbar mit immer weniger Erfolg, als eine Art unumstrittener Führer zu präsentieren – während Fini lächelte.

Doch auch die politischen Gegner sind nervös geworden. Ugo Pecchiolo, Vertreter der exkommunistischen Linksdemokraten der PDS, verschwand eher in der Kulisse, als daß sich jemand um ihm gekümmert hätte. Seine Botschaft „Wir werden die neue Partei an ihren Taten messen“ hätte er auch per Grußtelegramm übermitteln können. Kommende Woche wird die nächste Runde der Parteienspektakel stattfinden: Da findet der Kongreß der Liga Nord statt, bei der es zu einer Spaltung kommen könnte.