Pleiten heißen Klöckner

■ Millionen-Verluste zwingen den Maschinenbauer Klöckner-Humboldt-Deutz zu sofortiger Kapitalerhöhung

Berlin/Köln (taz/rtr/dpa) – Respektvoll hat die Süddeutsche Zeitung berichtet: „Das schnelle Eingreifen bei Klöckner dürfte der Deutschen Bank Prestige bringen.“ Das war 1988, als die Enkel des Industriellen Peter Klöckner ihre Handelsgesellschaft Klöckner und Co. nach mißlungenen Ölspekulationen in den Sand gesetzt hatten. Damals wurde die Deutsche Bank notgedrungen auch Großaktionärin (heute: 32 Prozent) von Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD). Heute denkt in der Deutschen Bank bei Erwähnung des Namens Klöckner wohl niemand mehr an Prestige, sondern eher an Millionenverluste und neue Schäden am Image. Denn umgehend braucht der Maschinenbau-Hersteller KHD 180 Millionen Mark, um sein Grundkapital auf 657 Millionen Mark aufzustocken und so die Pleite abzuwenden. Außerdem sollen die Gläubigerbanken einen zusätzlichen Barkredit über 200 Millionen Mark einräumen.

Die Sparte Landtechnik mit einem Jahresumsatz von 714 Millionen Mark, in der 1.200 Beschäftigte Deutz-Traktoren und Mähdrescher produzieren, wird an den italienischen Konkurrenten Same verkauft.

Bei der Hauptversammlung am 29. Juni soll das Grundkapital der AG anschließend um die Hälfte abgewertet werden. Für die Aktionäre bedeutet dies einen entsprechenden Wertverlust. Die Deutsche Bank verzichtet zudem auf Forderungen in Höhe von 150 Millionen Mark. Weiterhin sollen Wandelgenußscheine über rund 100 Millionen Mark ausgegeben werden.

KHD hatte nach eigenen Angaben bereits im Rezessionsjahr 1993 seine Reserven weitgehend erschöpft. Um 1994 eine „schwarze Null“ zu schreiben, hätte KHD einen um 300 Millionen Mark höheren Gewinn erwirtschaften müssen als 1993. „Dieses Ziel wurde um 180 Millionen Mark verfehlt“, hieß es gestern. Auch bei Einsatz aller „bilanztechnischen Maßnahmen“ wäre ein Konzernverlust von 60 Millionen Mark geblieben.

Der KHD-Umsatz ist laut Mitteilung 1994 lediglich um ein Prozent auf 3,28 Milliarden Mark gestiegen, die Auftragseingänge stiegen um 4 Prozent auf 4,26 Milliarden Mark.

Der 1864 gegründete Maschinen- und Anlagenbauer war bereits 1987 fast pleite. Die Deutsche Bank schickte bei ihrem Einstieg 1988 Kajo Neukirchen drei Jahre zum Sanieren. Auch sein Nachfolger Werner Kirchgässer setzte auf immer weitere Verschlankung; von den 24.000 Arbeitsplätzen des Jahres 1987 blieben mit 10.500 weniger als die Hälfte übrig. Das Rezessionsjahr 1993 brachte das abgespeckte Unternehmen an den Rand der Auszehrung. Auch eine Kapitalerhöhung im Frühjahr 1993 half da wenig. Für die Jahre 1995 bis 1997 sei mit weiteren Belastungen zu rechnen, hieß es gestern.

Nach der Trennung von der Landtechnik will sich KHD künftig auf die Bereiche Antriebe und Industrieanlagen konzentrieren, in denen man auf dem Weltmarkt führend sei. dri