■ Das Portrait
: Sylvia-Yvonne Kaufmann

„Ich kann auch energisch sein!“ Sylvia-Yvonne Kaufmann weiß, daß sie als graue Maus im PDS-Vorstand gilt. Sie agiert meist ruhig, über Skandalöses gibt es nichts zu berichten. Schon seit 1991 kümmert sich die wiedergewählte Stellvertreterin um die internationalen Kontakte der Partei des Demokratischen Sozialismus. Das ist nicht einfach.

Zwar saßen auch auf diesem PDS-Parteitag eine Reihe Vertreter ehemaliger Bruderparteien und lauschten dem Treiben der Delegierten, aber die Unterschiede sind inzwischen größer als die Gemeinsamkeiten.

„Die Wunden der Vergangenheit“, sagt Sylvia-Yvonne Kaufmann, „sind noch groß.“ Im Namen der PDS neue internationale Strukturen zu schaffen, das scheint eine kaum zu lösende Aufgabe zu sein.

Die Karriere der Neununddreißigjährigen ist typisch für die PDS. FDJ-Studienjahr, Studienaufenthalt in Japan, Mitarbeiterin des Instituts für Internationale Politik und Wirtschaft, Mitglied der Volkskammer, Beobachterin im Europäischen Parlament, stellvertretende Bundesvorsitzende.

Als Mitautorin der zehn Thesen drängt die Parteireformerin auf eine Entscheidung. Sie will den Bruch mit dem Stalinismus. „Ich möchte schon wissen, ob ich in der Partei bin, für die ich 1989 auf die Straße gegangen bin.“

Auf dem Parteitag hält sie ihrem Bundesvorsitzenden den Rücken frei. Während sich Lothar Bisky bei Sahra Wagenknecht für den Umgang mit ihr entschuldigt, fragt sie nach, will genau wissen, warum es für die KPF- Frau ein Fehler gewesen sei, einen jugoslawischen Sonderweg zum Sozialismus zuzulassen, warum sie den Prager Frühling eine Konterrevolution nennt.

Die Quittung der Delegierten bekommt auch sie präsentiert. Nur mit wenigen Stimmen Vorsprung wird Sylvia-Yvonne Kaufmann gegen eine vollkommen unbekannte Konkurrentin in ihrem Amt bestätigt.

Wiedergewählt in den PDS- Vorstand Foto: Aris/Third Eye

Bei ihrer Kandidatur hat sie den Mut, auch Niederlagen einzugestehen, wo andere herumeiern, schönreden. Die PDS wollte ins Europaparlament einziehen und ist mit ihrem Wahlziel gescheitert.

Jetzt sitzt sie statt in Straßburg im Berliner Karl-Liebknecht-Haus, aber die Männer an der Parteispitze kungeln ohne sie. Christoph Seils