■ Cash & Crash
: Omas Sparstrumpf

Berlin (taz) – Die Yuppies von einst sind wahrlich nicht zu beneiden. Da sitzen sie nun als Fondsmanager in den USA und Westeuropa auf dicken Geldsäcken und wissen einfach nicht mehr, an welche Börse sie damit sollen. Den traditionell schwachen Oktober und den trüben November hatten sie mit jahreszeitüblichen Verlusten gerade hinter sich gebracht, als ihnen wie aus heiterem Himmel die Peso-Krise Mexikos ins Portfolio krachte.

Seither sehen sie an den Aktien- und Finanzmärkten der Welt nur noch Gefahren. Sind nicht alle Entwicklungsländer höchst risikoreiche Märkte, fragen sich viele dieser Am-besten- Verdiener, seit ihre Verluste den Peanuts-Bereich überstiegen haben.

Wirtschaftliche Wachstumsaussichten allein, wie sie noch vor Monaten Milliardensummen an die asiatischen Börsen locken konnten, ziehen nun nicht mehr. Das Wachstum gerade der Tigerstaaten Südkorea, Taiwan, Singapur und Hongkong werde schon bald an sich selbst ersticken, unken nicht länger allein Ökologen, sondern zunehmend auch Börsenanalysten. Die Belastung mit Schwefel, Stickoxiden und Schwermetallen hat in den Städten des Booms atemraubende Dimensionen erreicht.

Sogar die Weltbank bezeichnet die Umwelt Asiens als „größte Entwicklungsaufgabe der Welt“. Gleichzeitig erzeugt der Boom seinen eigenen Mangel: Strom, Telefonleitungen und Verkehrsnetze reichen bei weitem nicht aus.

„Asiens Wirtschaftswunder wird in sich zusammenfallen.“ Die düstere Prophezeiung des Asian Wall Street Journal wird sich um so eher erfüllen, wie westliche Fondsmanager ihnen Glauben schenken und ihr Kapital abziehen. „Wir sind Geiseln ausländischen Geldes“, klagt ein Börsen-Insider in Kuala Lumpur, was seine Kollegen in Frankfurt bei weiteren Turbulenzen ähnlich sehen dürften, denn auch hierzulande bewegt vor allem ausländisches Kapital die Kurse. Und das Kapital hat Angst: vor japanischen Erdbebenfolgen, vor instabilen Entwicklungsländern, sogar vor dem absehbaren Tod des chinesischen Diktators. Nicht einmal die zu anderen Zeiten als gut bewerteten Signale – stabile Weltkonjunktur, sinkende langfristige Dollarzinsen und ein möglicherweise sich erholender Dollarkurs – können die Stimmung der Börsianer aufhellen.

Angst essen Gewinne auf wie schon im Aufschwungsjahr 1994: In einem Wettbewerb der Wirtschaftswoche gewann der Anlageberater, der aus 100.000 Mark 97.223 Mark machte, andere Profis brachten es auf bis zu 22prozentige Verluste. Wen wundert's, daß in der Wirtschaftspresse die einst so beliebten Witze über Omas Sparstrumpf seit langem verschwunden sind? Donata Riedel