Keine Begnadigung

■ Clifton Chares Russell und Willie Ray Williams wurden in Texas hingerichtet

Washington (taz) – Im US-Bundesstaat Texas wurden gestern die beiden Insassen des Todestraktes, Clifton Charles Russell und Willie Ray Williams, exekutiert. Die texanischen Justizbehörden haben damit erstmals seit Wiedereinführung der Todesstrafe im Jahre 1976 zwei Todesurteile am gleichen Tag vollstreckt. In beiden Fällen hatte der Oberste Gerichtshof wenige Stunden zuvor letzte Berufungs- und Aufschubanträge der Anwälte abgelehnt. Todesstrafengegner in den USA, Italien und Deutschland hatten bis zuletzt an die Behörden und den Gouverneur des Bundesstaates appelliert, Russell und Williams zu begnadigen.

Russell wurde als erster auf die Bahre im Hinrichtungsraum geschnallt. Kurz bevor eine tödliche Injektion in seinen Arm gegeben wurde, richtete der 33jährige durch ein Mikrofon seine letzten Worte an die Augenzeugen: „Ich danke meinen Freunden und meiner Familie, die während dieser ganzen Zeit zu mir gehalten haben.“ In einem letzten Satz ermutigte er seine Mitinsassen im Todestrakt, nicht aufzugeben und mit allen Möglichkeiten um die Aufhebung ihres Todesurteils zu kämpfen. Clifton Charles Russell wurde um 1.29 Uhr für tot erklärt. Er war 1980 als 18jähriger für einen Raubmord zum Tode verurteilt worden. Knapp anderthalb Stunden später exekutierten Justizbeamte den 38jährigen Williams. Er war 1981 ebenfalls wegen Raubmordes zum Tode verurteilt worden.

Texas hat damit seit Wiedereinführung der Todesstrafe 89 Menschen hingerichtet – mehr als jeder andere Bundesstaat. Der neugewählte Gouverneur George W. Bush hatte kurz nach seinem Amtsantritt angekündigt, er werde alle Schritte unterstützen, um die Vollstreckung von Todesurteilen zu beschleunigen. Seit 1972 hat weder der Begnadigungsausschuß noch haben die Gouverneure von Texas – egal welcher Partei – einem Begnadigungsgesuch stattgegeben. Andrea Böhm