Clinton rettet Mexiko aus Finanzkrise

■ US-Präsident schnürt neues Hilfspaket unter Umgehung des Kongresses / Von den 47,8 Mrd Dollar sollen internationale Finanzinstitutionen mehr als die Hälfte aufbringen - zum Wohle auch der USA

Berlin/Washington (taz/rtr/ wps) – Mexiko hat gute Chancen, seine Währungskrise zu lösen. Nachdem US-Präsident Bill Clinton am Dienstag abend Mexiko schnelle internationale Hilfe in Höhe von 47,8 Milliarden US-Dollar zugesagt hatte, erholte sich der Peso von den schweren Verlusten des Vortages: Für einen Dollar mußte man am Dienstag abend in New York nur noch 5,75 Pesos nach 6,35 Pesos zahlen. An der mexikanischen Börse stieg der Aktienindex IPC um 10,27 Prozent auf 2.093,98 Punkte. Auch in New York legten mexikanische Titel um zehn bis 15 Prozent zu. An den seit Weihnachten von Tief zu Tief stürzenden lateinamerikanischen Börsen kam es ebenfalls zu deutlichen Kurserholungen.

Mit Clintons neuem Hilfspaket schwinden in Mexiko die Ängste, daß die zunächst großzügig angekündigte US-Finanzhilfe im Kongreß abgeschmettert werden würde. Das neue Paket sieht jetzt allerdings einen wesentlich höheren Anteil internationaler Hilfen vor. Aus den USA sollen lediglich 20 Milliarden statt der zuvor von Clinton versprochenen 40 Milliarden Dollar kommen – ohne daß der Kongreß dem zustimmen müßte. Denn Clinton will dafür den Währungsstabilisierungsfonds der USA nutzen. Der Fonds war 1934 während der Großen Depression aufgelegt worden, um der Regierung die Möglichkeit zu geben, auf kurzfristige Wechselkursschwankungen an den Finanzmärkten reagieren zu können.

Zusätzliche Unterstützung erreichte Clinton von IWF-Direktor Michel Camdessus, der seine Kredit-Zusage um zehn auf 17,8 Milliarden Dollar erhöhte. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich verdoppelte ihren Beitrag auf zehn Milliarden Dollar.

Die Clinton-Lösung gibt der mexikanischen Regierung die Chance, jetzt fällige kurzfristige Schuldtitel gegen solche mit langer Laufzeit – bis zu zehn Jahren – einzutauschen und damit die Liquiditätskrise zu lösen. Die Zahlungskrise war unter anderem durch zu hohe kreditfinanzierte Importe verursacht worden. Für den US- Anteil des Hilfspakets versprach die mexikanische Regierung Garantien aus dem Öl-Export. Derartige Garantien waren zuvor in Mexiko heftig als Ausverkauf des Staates kritisiert worden.

Gegenüber den US-Bürgern begründete Clinton die Mexiko- Hilfe mit reinem Eigennutz. Eine zusammenbrechende Wirtschaft in Mexiko, dem zweitgrößten Importeur von US-Waren, würde bis zu 700.000 Arbeitsplätze in den USA kosten, argumentierte er und schürte gleichzeitig tiefsitzende Ängste: Es drohe außerdem eine Zunahme illegaler Einwanderung und des Drogenhandels. dri