Skandalfirma fängt von vorne an

■ Fleischkonzern Moksel meldet 200 Millionen Mark Verlust

München (dpa/rtr/taz) – Er wurde bekannt durch Subventionsbetrug, Steuerhinterziehung und allzugute Geschäftsbeziehungen zum DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski: Der Allgäuer Fleischkonzern A. Moksel AG aus Buchloe bei Augsburg. Als dann 1993 ein Verlust von 22 Millionen Mark bei 3,8 Milliarden Mark Umsatz anfiel, hatten sogar die Aktionäre genug und feuerten Vorstandssprecher und Finanzvorstand.

Der neue Vorstand, Herbert Wüst, verspricht nun, den Skandalkonzern kräftig aufzuräumen, denn Moksel ist mit einem Rekordverlust von über 200 Millionen Mark 1994 in eine kritische Lage geraten. Die Rücklagen sind weitgehend aufgezehrt. Mit der Liquidierung unrentabler Gesellschaften wollen Vorstand und Aufsichtsrat den Konzern sanieren. Die Banken stehen nach Wüsts Angaben „voll zu dem Unternehmen“. Unverändert lägen die Bankschulden bei fast 800 Millionen Mark.

Die Notierung der Moksel- Aktie war gestern an den Börsen ausgesetzt. Der Fleischkonzern mit 255 Firmen soll überschaubarer werden, die Zahl der Werke sinken. 1995 sollen 70 Millionen Mark Kosten entfallen. Die Konzernbelegschaft wurde seit Ende 1993 um über 400 auf 2.200 verringert. Neben der „Marktverunsicherung“ durch Schweinepest und Rinderwahnsinn hätten sich falsche Prognosen über den Viehmarkt in Ostdeutschland als größtes Problem erwiesen.

Größter Moksel-Aktionär ist mit gut 33 Prozent der Rosenheimer Nahrungsmittelkonzern Gebr. März AG. Moksel-Aufsichtsratschef Peter Danckert weiß nach eigenen Angaben nicht, ob März das Moksel-Paket verkaufen wird. Danckert wurde als Anwalt Alexander Schalck-Golodkowskis bekannt. Die Familien März/Moksel, Spezln von Franz Josef Strauß und in den Golodkowski-Subventionsskandal verstrickt, sind nicht mehr selbst im Moksel-Aufsichtsrat vertreten.