Jimi Hendrix, Mao, Che und Kinderladen

■ Austellung in Syke zeigt Lebensart 1965-75

Jimi Hendrix ist wieder da, und ausgerechnet ins Kreismuseum Syke hat es den Musiker verschlagen. Dort nämlich widmet sich seit gestern die Ausstellung „When I was young“ der Kinder- und Jugendkultur in der sogenannten Flower-Power-Zeit. Neben der Musik hat die Ausstellung bis zum 17. April ihr Augenmerk vor allem auf Mode und Spielzeug gerichtet.

„Die zehn Jahre zwischen 1965 und 1975 sind die Zeit großer gesellschaftlicher Brüche, das macht sie so interessant“, sagt Kulturwissenschaftlerin Doris Foitzik, die die Ausstellung zusammen mit Studenten der Bremer Uni und dem Ausstellungsbüro Kultur Akzent organisiert hat. Auf 150 Quadratmetern hat sie die „bunte, neue, schrille Welt“ der späten sechziger und frühen siebziger Jahre zu rekonstruieren versucht. Zwar sei es nur eine Minderheit gewesen, die diese Veränderungen zur Wirklichkeit gemacht habe, aber „diese Minderheit hat insgesamt doch viel bewegt“.

Eine Mao-Büste aus Porzellan, ein Plakat von Revolutionsführer Che, Plattencover von Jimi: Das sind die Insignien einer Zeit, in der private Kindergruppen gegründet werden, um der starren staatlichen Erziehung etwas entgegenzusetzen. In der Sexualaufklärung ist die Zeit der Biene endgültig abgelaufen, die ersten Bücher mit Fotos nackter Erwachsener zum Zweck der reinen Anschauung kommen auf den Markt. Lernspielzeug zur Föderung der Intelligenz ist der pädagogische Knaller der Zeit, Gesellschaftskritik hält Einzug in die Kinderbücher. Nicht nur das: Die Barbie-Puppe, seit Beginn der sechziger in deutschen Kinderzimmern, trägt plötzlich Schlaghosen und „Gammler-Look“, eine „Twiggy-Barbie“ frönt in Anlehnung an ein britisches Fotomodell dem neuen Trend zur Magerkeit.

Die Ausstellung widmet sich dem Thema nicht nur in Vitrinen. Eine kleine Bühne bietet das komplette Instrumentarium einer Beat-Band „mit einer Original Gibson-Gitarre von 1968“, wie Foitzik nicht ohne Stolz verkündet. Die Exponate sind ausschließlich über öffentliche Aufrufe zusammengetragen worden. In einer Spiegelwand können sich die Besucher wahlweise mit blonder oder dunkler Mähne bestaunen und alte Sendungen der „Sesamstraße“ sehen.

Zur Ausstellung erscheint ein Buch mit gleichem Titel im Verlag Edition Temmen, Bremen (29,80 Mark). Markus Daschner, dpa