Anschlag auf Uffizien aufgeklärt?

■ Staatsanwalt beschuldigt vier Mafiabosse des Attentats von 1993 in Florenz / Ablenkung von sizilianischen Geschäften

Rom (taz) – Daß bei dem Anschlag mafiose Hände im Spiel waren, hatten die Ermittler sofort gemutmaßt, nun glauben sie Gewißheit zu haben: der Bombenanschlag im Zentrum von Florenz, der am 27. Mai 1993 fünf Tote, 37 Verletzte und unreparierbare Schäden an den umstehenden Renaissancepalästen und in den Ausstellungssälen bewirkt hatte, war von der Cosa Nostra Siziliens angeordnet worden.

Vier Bosse der höchsten Führungsebene – darunter Leoluca Bagarella, der mutmaßliche Nachfolger des Anfang 1993 verhafteten Oberhaupts aller Clans, Toto Riina, sind von den Florentiner Behörden nun als Drahtzieher und materielle Bombenleger angeklagt worden. Zeitpunkt, Plazierung und Perfektion ähnelten anderen Anschlägen dieser Art. Schon früher hatten mafiose Gruppen, wenn sie in Sizilien unter Druck gerieten, in Ober- und Mittelitalien schwere Attentate verübt, um so die Aufmerksamkeit von der Insel abzulenken, Ermittler und Sicherheitskräfte loszuwerden und ihren früheren Geschäften nachgehen zu können. 1993 war der Gipfelpunkt mafiosen Unbehagens erreicht: Nach der Ermordung der beiden legendären Strafermittler Giovanni Falcone und Paolo Borsellino hatte sich der Staat aufgerafft und siebentausend Soldaten nach Sizilien geschickt, dazu an die tausend Sonderermittler und hochspezialisierte ausländische Experten. Mafiabosse wurden nicht mehr in gemütliche Gefängnisse gesteckt, sondern in Hochsicherheitstrakte auf einsamen Inseln. Dennoch war es weniger die Arbeit der Spurensicherung die am Ende zum Erfolg führte – vielmehr haben einige von den Ermittlern umgedrehte ehemalige Mafiosi die Aussagen gemacht, die nun zur Anklage geführt haben.

Wobei allerdings unsicher ist, ob etwa der Oberboß Bagarella wirklich dafür büßen wird – er ist seit Jahren flüchtig, und es gehen Gerüchte, daß er möglicherweise gar nicht mehr am Leben ist. Werner Raith