Vergebliche Hoffnung auf die Europäische Union

■ Die Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika hofft vergeblich auf Hilfe

Johannesburg (taz) – Der Geldfluß aus dem Norden wird für die elf Mitgliedsländer der „Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika“ (SADC) merklich dünner werden. Das gaben die Vertreter der Europäischen Gemeinschaft auf einer zweitägigen Konferenz in Malawi deutlich zu verstehen. „Die SADC sollte Finanzierungen, die nicht aus der Region kommen, nicht als garantiert betrachten“, formulierte unumwunden Carl-Dieter Spranger, deutscher Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Seine Kollegin Lynda Chalker vom britischen Außenministerium warf afrikanischen Nationen vor, sie seien schnell dabei, neue Institutionen ins Leben zu rufen, um über Probleme zu reden, ließen dann aber anschließend keine Taten folgen. Nach diesen deutlichen Worten rückten die SADC-Staaten kurzerhand von ihren Plänen ab, eine Entwicklungsbank für das südliche Afrika zu gründen.

Die SADC-Gemeinschaft war 1979 mit dem Ziel gegründet worden, die wirtschaftliche Abhängigkeit von Südafrika zu mildern. Nachdem das Land am Kap der Guten Hoffnung im April 1994 bei den ersten demokratischen Wahlen in der Geschichte des Landes die Apartheid begrub, trat auch Südafrika der Gemeinschaft bei. Der SADC gehören außerdem Namibia, Lesotho, Mosambik, Malawi, Simbabwe, Sambia, Angola, Botswana, Swaziland und Tansania an.

Südafrikas stellvertretender Wirtschaftsminister Alec Erwin enttäuschte ebenfalls die Hoffnung, daß sein Land die Rolle des ökonomischen Motors in der Region übernehmen könne. „Wir müssen unser Volk erst langsam an unseren eigenen Wiederaufbau heranführen“, sagte er in der Stadt Lilongwe den Vertretern der SADC.

Malawis Präsident Bakili Muluzi hatte schon zur Eröffnung der am Wochenende beendeten Konferenz die Geberländer gebeten, „uns nicht auf hoher See im Stich zu lassen, auch wenn einige von Ihnen unter politischem Druck stehen, die Hilfe zu kürzen“. Tatsächlich kündigt sich im südlichen Afrika bereits eine neue Krise an. Die Folgen des Wirbelsturms „El Niño“ am Pazifik machen sich in Form einer Dürre auch im südlichen Afrika bemerkbar. Von den benötigten 16 Millionen Tonnen Getreide können nur zwölf Millionen aus eigenen Mitteln beigesteuert werden. In Botswana soll nach bisher vorliegenden Schätzungen die Ernte nur 30 Prozent des Vorjahres ausmachen. Im April ist deshalb eine weitere Konferenz zur Überbrückung dieser Nahrungsmittelkrise geplant.

Das ändert allerdings nichts an der deutlichen Absicht der Europäer, den Mittelfluß zu schmälern. Seit 1990 wurden in der Region rund 15 Milliarden US-Dollar durch die Europäer für Projekte ausgegeben. Roger Romani, der Beauftragte des französischen Premierministers, ließ es nicht an den gewohnten wohlklingenden Worten fehlen und erklärte namens der EU: „Wir sind von den demokratischen Veränderungen des vergangenen Jahres beeindruckt und vertrauen in die Zukunft der Region.“

Statt daß aber junge und noch auf wackeligen Füßen stehende Demokratien wie Malawi, Mosambik und Südafrika massiv gestützt werden, soll das südliche Afrika nun aus eigenen Quellen die weitere Arbeit finanzieren. Willi Germund