Essen ohne mitzurauchen

■ Marché ist Bremens Nichtraucherrestaurant / Gäste bleiben weg

Eine Kundin zeigte Marché-Geschäftsführer Johannes Krimm besonders spontan, was sie von seiner Aktion hält: Kurz vor der Kasse drückte sie ihm ein mit Kaffee und Kuchen beladenes Tablett wieder in die Hand, nachdem sie den neuen „Nichtraucher“-Aufkleber an allen Wänden des Selbstbedienungsrestaurants am Ansgarikirchhof entdeckt hatte. Seit dem 18. Januar sind die rund 350 Plätze im „Marché“ rauchfreie Zone, „acht bis zehn Prozent weniger Gäste“ steigen seitdem nach Auskunft des Geschäftsführers die Treppe in den 350 Personen fassenden Gastraum hinab.

Der Umsatzrückgang durch das Rauchverbot sei nicht ganz so groß wie bei der Gästezahl, berichtet Krimm, schließlich würden gerade RaucherInnen besonders oft nur eine Tasse Kaffee oder Tee zum Glimmstengel konsumieren. „Wir machen 60 Prozent unseres Umsatzes mit Speisen“, sagt der Geschäftsführer, „bei Gaststätten mit großer Bierkundschaft hätte ein Rauchverbot schnell noch drastischere Auswirkungen.“

Als erstes Bremer Restaurant war Marché einem Aufruf von Gesundheitssenatorin Irmgard Gaertner gefolgt, RaucherInnen nicht nur in Schlechtluftecken zu verbannen, sondern das Rauchen gleich ganz zu verbieten. Ob er das Experiment angesichts der Umsatzrückgänge allerdings durchhalten kann, bezweifelt Geschäftsführer Krimm bereits nach den ersten zwei Wochen. Er peilt jetzt eine differnziertere Regelung an: „Um die Mittagszeit zwischen 12 und 14 Uhr ist das Rauchverbot kein Problem“, meint er, weit schwieriger sei es jedoch zur Frühstücks- und Kaffee-Zeit den Gästen zu vermitteln.

Und dann sind da noch die Stammkunden, die jeden Mittag ins Marché essen gehen und damit für ein sicheres Geschäft sorgen, gleichzeitig aber nicht auf ihre Verdauungsfluppe verzichten wollen. „Denen stelle ich dann schonmal einen Aschenbecher hin“, gesteht Geschäftsführer Krimm, „und wenn sie weg sind, lasse ich den schnell wieder verschwinden.“ Denn eine Lehre hat der Marché-Chef aus seinem Experiment bereits gezogen: „Den Rauchern hatte ich nie soviel Bedeutung beigemessen. Ich habe eigentlich jetzt erst hinterher gemerkt, daß mein Schritt ganz schön mutig ist.“ Ase