Blauhelme für Angola

■ UNO will 7.000 Soldaten schicken – aber die Fehler von Somalia vermeiden

Johannesburg (taz) – Gleich zehn afrikanische Außenminister ergriffen im New Yorker UNO- Sitz das Wort, um den Sicherheitsrat davon zu überzeugen, mehr als 7.000 Blauhelme nach Angola zu schicken. Wohl mit Erfolg: Heute noch wird der Rat aller Voraussicht nach die neue Friedensmission förmlich beschließen. Doch gleichzeitig meldete sich aus der Kleinstadt Bailundo im Hochland des bürgerkriegszerstörten afrikanischen Landes Jonas Savimbi, Chef der Rebellenorganisation „Unita“, mit Erklärungen, die den Friedenstiftern die Motivation nehmen könnten: „Die Vereinten Nationen können zwar helfen,“ verkündete Savimbi vor knapp 1.000 Teilnehmern des ersten Unita-Parteitages seit 1990, „aber die Versöhnung muß von den Angolanern selbst kommen.“

383 Millionen US-Dollar wird die Friedensmission jährlich kosten, mit der zum zweiten Mal versucht werden soll, den seit 1975 dauernden Bürgerkrieg in Angola zu beenden. Die letzte Mission scheiterte im Herbst 1992, als Savimbi bei den ersten demokratischen Wahlen in der Geschichte des Landes unterlag und seine Rebellen wieder in den Krieg schickte. Seit November 1994 herrscht wieder ein fragiler Waffenstillstand – unter anderem, weil die Regierungstruppen die Oberhand gewonnen hatten.

Inzwischen hat sich die Lage entspannt. Sonst würde Unita nicht die komplette Rebellenführung und fast 1.000 Delegierte aus allen Teilen Angolas in Bailundo, nur 50 Kilometer von der unter Regierungskontrolle stehenden Stadt Huambo, zusammenziehen. Doch das hinderte Savimbi nicht, harte Töne anzustimmen: „Unita ist über die Frage zerstritten, ob der Friedensplan angenommen werden soll. Aber wir werden uns nicht demütigen lassen.“ Savimbi scheint sich immer noch gegen die Rolle des Juniorpartners unter Präsident Eduardo dos Santos zu wehren und übernahm bei der Parteitagseröffnung die Rolle des Traditionalisten: „Die Leute in der Regierung sind alles junge Leute. Wird in Angola nicht mehr auf die Stimme der Alten gehört?“

Solche Töne, wie auch die Unberechenbarkeit von Angolas Regierung, haben dazu geführt, daß die UNO auf US-Druck ihre Zustimmung zur tatsächlichen Entsendung der Blauhelme von Fortschritten in Angola abhängig macht. Die Infanterietruppen aus Indien, Pakistan, Simbabwe, Brasilien, Uruguay und Rumänien sollen erst losziehen, wenn in Angola Einheiten beider Seiten in Demobilisierungslagern zusammengezogen worden sind. Bei der UNO fürchtet man ein Debakel wie in Somalia, wo jetzt die letzten Blauhelme von US-Soldaten aus dem Land geholt werden sollen. Sollten die Vorbedingungen aber erfüllt werden, dürfte die UN-Streitmacht während der kommenden drei Monate in Angola eintreffen. Sie wird voraussichtlich bis zum Februar 1997, dem Termin provisorisch geplanter Wahlen, im Land bleiben und die weitere Entwaffnung der Bürgerkriegsparteien überwachen. Willi Germund