Gleicher Schrott für alle

■ Schröder pocht auf Zwischenlager für Atommüll auch im Süden der Republik

Hannover (taz) – Den Bau zweier weiterer Zwischenlager für hochradioaktiven Müll hat Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) verlangt. „Ich will ein Zwischenlager in Bayern und eines in Baden-Würtemberg“, sagte Schröder gestern in Hannover, wo er seine Vorstellungen über einen Ernergiekonsens erläuterte. Nach Ansicht Schröders hat der Bau weiterer externer Zwischenlager „nichts mit einem ,Weiter so‘ bei der Kernenergie zu tun“. Weitere Zwischenlager dienten lediglich einer gerechten Verteilung der Lasten der Atommüllentsorgung zwischen den Bundesländern. Da es im Norden mit Gorleben und Ahaus bereits zwei Zwischenlager gebe, sollten auch in Süddeutschland zwei stehen, sagte der Ministerpräsident, der nach wie vor die Einlagerung des Philippsburger Castor-Behälters in Gorleben verhindern will.

Eine alleinige Zwischenlagerung abgebrannter Brennelemente an den Kraftwerksstandorten, wie sie Niedersachsen in der Vergangenheit favorisiert hatte, hielt Schröder gestern nicht mehr für machbar. Man brauche externe Zwischenlager. Schröder deutete an, daß er in den Energiekonsensgesprächen eine Einlagerung von Abfällen aus der Wiederaufbereitung in Gorleben vorschlagen werde. „Es gilt mein Angebot, das Problem der Wiederaufarbeitungsabfälle im Rahmen der Energiekonsensgespräche zu lösen.“

Schröder geht weiterhin davon aus, daß in den Energiekonsensgesprächen konkrete Restlaufzeiten für jedes einzelne Atomkraftwerk festgelegt werden müssen. Allerdings müßten sich diese Restlaufzeiten nach ökonomischen und technischen Erfordernissen richten. An einer Verlängerung der Lebensdauer der Reaktoren durch „ständige Runderneuerung“ hätten die Energieversorgungsunternehmen kein Interesse. Neue Reaktoren wollten sie ohne Zustimmung der SPD auch nicht bauen. „Warum soll ich das nicht Ausstieg oder auch geordnetes Auslaufen aus der Kernenergie nennen?“ sagte Schröder. Da ein solcher Ausstieg allerdings weit länger als zehn Jahre dauere, werde es auch in der SPD noch Auseinandersetzungen über die Energiekonsensverhandlungen geben.

Die Erforschung und Entwicklung neuer Reaktorlinien läßt sich laut Schröder schon von Gesetzes wegen nicht verhindern. Bei den Energieversorgern setze sich jedoch die Erkenntnis durch, daß der Bau eines Prototyps einer neuen Reaktorlinie zu teuer ist. Von daher habe sich die Frage eines neuen Demonstrationsreaktors, die bei den Energiekonsensgesprächen des Jahres 1993 so störend gewesen sei, „wohl aus ökonomischen Gründen erledigt“. Jürgen Voges