■ Das Portrait
: Sonny Bono

Zuletzt war er bei der Werbung gelandet, wo er die Weichheit niveagepflegter Haut akustisch untermalen durfte: „I got you, Babe“, der Smash-Hit aus den Mittsechzigern, als Paare sich plötzlich tiefer in die Augen zu sehen begannen und dieses Stückchen Musik den Schmalz dazu abgab, die Melodie, die bis heute jeder im Ohr hat – auch wenn er längst vergessen hat, von wem das Stück eigentlich ist.

Biologisch 60... Foto: Reuter

Salvatore Bono heißt der Autor, besser bekannt als „Sonny“ Bono, Teil eines gemischtgeschlechtlichen Gesangsduos, das sich erst Caesar & Cleo, dann Sonny & Chèr nannte. Heute, wo die „Sechziger“ nach mehrmaligem Recycling ohnehin zu einem großen Klumpen verkotet sind, ist man gewohnt, die beiden als Vorläufer des US-amerikanischen youthquake zu verbuchen, doch tatsächlich waren sie so etwas wie die Cindy & Berts Amerikas, die letzte Bastion des puritanischen Paarmodells vor der sexuellen und elektrischen Revolution.

Entsprechend alt sahen Sonny & Chèr aus, als die Stars plötzlich Hendrix, Joplin und Grateful Dead hießen. „I got you, Babe“ bekam nie einen ähnlich smashigen Nachfolger. „Laugh at me“, auch eine Bono-Komposition, erreichte zwar noch einmal die Top ten, aber „The Revolution Kind“, ein Streitsong gegen die Hippies, wollte keiner mehr hören. Anfang der Siebziger gingen Sonny & Chèr unter weitgehendem Desinteresse der Öffentlichkeit auseinander.

Erhalten geblieben sind sie uns aber doch, und zwar beide. Während Chèr über die Jahre zu Super-Cher wurde, jenem alters- und arschfaltenlosen Traum eines singenden Körpergesamtkunstwerks, als welches sie bis heute fortexistiert, begann Bonos allmählicher Umbau vom latenten Spießer zum Protofaschisten. 1988 wurde der gebürtige Detroiter republikanischer Bürgermeister von Palm Springs, heute sitzt er im Justizausschuß des Repräsentantenhauses, einer von Newt Gingrichs Männern, die den Rechtsruck der US- Politik mit populistischen Sprüchen vorantreiben. Ohne rot zu werden, forderte Bono, der heute das biologische Alter von 60 erreicht, man möge alle bedrohten Tierarten an einem Fleck zusammentreiben und „in die Luft jagen“ – er hasse nun mal den Umweltschutzgedanken. Vor kurzem erst machte er sich für einen Abbruch der Beratungen über den Schutz der Bürgerrechte bei Polizeiaktionen stark. Da helfen auch keine Glückwünsche mehr – they got you, Babe. Thomas Groß