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Unter fremder Flagge

■ Eine niederländische Fregatte geht in der Karibik auf Jagd nach nichtsahnenden Drogenhändlern – an Bord die U.S. Coast Guard

Den Haag (taz) – Die Welt kennt die Niederländer für ihre liberale, weiche Drogenpolitik. Nun sind niederländische Marines, harte Jungs also, aufgebrochen, um an fernen Gestaden in Sachen Drogen klar Schiff zu machen. So titelt zumindest das angesehene NRC Handelsblad, das den erstaunten Niederländern diese Woche eröffnete, von Bord einer niederländischen Fregatte aus operierten US-amerikanische Verhaftungsteams in der Karibik. Ihr Trick: Friedlich und unbedenklich dümpelt das Schiff unter niederländischer Flagge vor sich hin, gefahrloses Beiwerk des Schiffsverkehrs zu den niederländischen Antillen – bis ein verdächtiges Schiff auftaucht und sich unbedacht zu nahe heranwagt. Dann saust der niederländische Wimpel nach unten, gehißt wird das Zeichen der U.S. Coast Guard, die Verdächtigen werden angehalten und gegebenenfalls direkt verhaftet.

Von der Küste Venezuelas bis hinüber nach Französisch-Guyana, die niederländischen Antillen und Aruba umfassend, zieht sich das Einsatzgebiet von Brigadegeneral Frank van Kappen. Seit Ende letzten Jahres kreuzt der Kommandierende der Seefahrt in dieser sogenannten Zone 4.4 des in Key West in Florida ansässigen US-Drogenkommandos. Ein Offizier: „Bis jetzt waren die Niederlande allein mit offenen Augen und Ohren dabei. Mit den US- Amerikanern an Bord können wir die starke Faust sein.“ An insgesamt sechzig Tagen werden US- und NL-Jungs in diesem Jahr noch gemeinsam das Schaukeln der Wellen beobachten. Daß das nicht ganz legal ist, liegt auf der Hand. So zeigt sich das niederländische Parlament auch gänzlich uninformiert. Wenn das so sei, meint allerdings ein Abgeordneter der Regierungskoalition, habe er auch nichts dagegen. Harald Neckelmann

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