Höllenengel von den Mofas gefegt

■ „Hells Angels“ nach Razzia festgenommen / Waffen, Sprengstoff und Kleidung mit SS-Runen sichergestellt

Mittwoch nacht wurde bei einer Großrazzia der Polizei der stellvertretende Boß der Rockergruppe „Hells Angels“ festgenommen. Hintergrund der sechseinhalbstündigen Aktion, an der 334 Beamte beteiligt waren und die sich auch gegen die Rockergruppe „Eastside“ richtete, ist ein richterlicher Beschluß wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und gefährlicher Körperverletzung mit fremdenfeindlichem Hintergrund.

Gegen den festgenommenen Rocker liegt seit Sommer letzten Jahres ein Haftbefehl vor, so die Pressestelle der Polizei. Am 7. Juli 1994 soll der 34jährige in der Quitzowstraße zwei Türken mit einem Baseballschläger zusammengeschlagen haben, weil sie in ihrem Wagen angeblich zu langsam fuhren. Einen Monat später soll er einen Besucher eines Pink-Floyd- Konzerts tätlich angegriffen haben. Seitdem ermittelt der Staatsschutz. Ende letzten Jahres wurde in diesem Zusammenhang eine Person kurzzeitig festgenommen und nach erkennungsdienstlicher Behandlung wieder auf freien Fuß gesetzt, so die Polizeisprecherin weiter. Bei der stadtweiten Durchsuchung von vierzehn Wohnungen wurden Kleidungsstücke mit SS- Runen, eine Handgranate, Sprengstoff, ein Revolver, eine Pistole, eine Pumpgun zum Verschießen von Schrot sowie Munition sichergestellt. Weiterhin wurden drei Lokale durchsucht, deren Betreiber Mitglieder der „Hells Angels“ sind. Doch bei Durchsuchung des „Angels-Place“ in Tiergarten, der „Roten Harfe“ und des „Trash“ in der Oranienstraße wurden nur Haschisch und Amphetamine als „klassischer Zufallsfund“ sichergestellt. Dreizehn Rocker, von denen einige Hakenkreuz-Tätowierungen hatten, wurden gestern vorläufig festgenommen. Zehn von ihnen wurden nach erkennungsdienstlicher Behandlung wieder entlassen. Der stellvertretende Boß der „Hells Angels“ und zwei weitere Mitglieder der Gruppe wurden gestern wegen Waffenbesitzes dem Haftrichter vorgeführt.

Die Polizeipressestelle geht bei den beiden Rockergruppen nicht von einem rechtsextremen Hintergrund aus. Das Tragen von SS-Runen, so die Polizeisprecherin, müsse nicht unbedingt Ausdruck einer politischen Gesinnung sein. Während die Hamburger „Hells Angels“ nach wie vor als kriminelle Vereinigung verboten sind, sei die Gruppe in Berlin in den letzten Jahren so gut wie gar nicht in Erscheinung getreten, sagte die Sprecherin weiter. Deshalb seien die Erkenntnisse „eher gering“. Die Gruppe „Eastside“ sei weitgehend unbekannt. Barbara Bollwahn