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: Hurtig, hurtig

■ "Film-Fest-Fieber"

„FilmFestFieber“, Mittwoch, 21.45 Uhr, ARD

Der Fortschritt macht auch vor einem Markenzeichen des Investigativjournalismus nicht halt. „Unter deutschen Dächern“, da wurden früher tapfer die Mißstände feuilletonisiert. Damit ist nun Schluß. Schließlich sind auch Journalisten nichts anderes als Möbelpacker. Wer hat schon die Zeit, überall reinzugucken, wenn's hurtig anzupacken gilt. Kongenial schuf das SFB/MDR-Reporterduo Sabine Carbon und Felix Oehler eine dokumentarische Hommage an das „Arbeitsfestival“ unter den Filmtreffs dieser Welt. Forsch und flink wieselten sie durch den Berlinale-Vorbereitungstrubel.

Scheinbar belanglose Beobachtungen montierten sie zu einer bezwingenden Bewußtseinscollage: Das Sein ist doch stärker als der Schein. Sie entlockten Frau Gregor die Erkenntnis, daß der Film schlecht war, wenn die Zuschauer laut seufzen, wenn sie auf den Stühle herumrutschen. Dabei hatten sie doch nur harmlos nach der Filmauswahl gefragt: „Wie läuft es denn so?“

Festspielchef Moritz De Hadeln reibt sich in mehreren Zwischenschnitten erschöpft die Augen. Häufig schildern Kommentare die Härte der Situation: „Jede Verzögerung ist ein Ärgernis.“ – „Diese Arbeit ist eine zusätzliche Belastung.“ Dazwischen lassen sie auch mal Sekretärin Beatrice ans Mikro: „Außerordentlich toller Umgang, fast wie eine Familie.“ Später atmen sie tief durch, und ab geht's in den Schneideraum, wo „Max und die drei Musketiere“ ihren letzten Kampf gegen den „Schimmelpilz oder so“ auf der Filmkopie führen.

„Kommt Redford oder nicht?“, raunten die Autoren. Wer mochte den Erschöpften vorwerfen, daß sie den schon am Tag vor der Sendung vermeldeten Drückeberger nicht noch im Film outeten. Abschließend lauschten wir gar den Reichen und Mächtigen. Vielsagend raunte Volker Schlöndorff was von der „Münchner Connection“. War es die aus dem direkt nach der Sendung folgenden „Monitor“-Trailer, die „Kohl-Kirch- Connection“? Dann war es jedenfalls ein raffinierter Übergang – und ein gelungener Auftakt der neuen Kampagne „Die ARD – BILD dir deine eigene Meinung“.Dieter Deul