„Als ob ich mich nicht pflegen würde!“

■ Gespräch mit der Box-Europameisterin Regina Halmich über ihre Erfahrungen im Ring

taz: Sie sagen, das Frauenboxen solle nach oben kommen. Warum?

Halmich: Warum Frauen boxen sollen? Warum sollen die Frauen nicht boxen? So sehe ich das, so sehen es viele. Gerade bei uns in Deutschland ist das extrem schwierig, in Amerika aber nicht. Es ist doch so: Es gibt welche, die können boxen und andere, die können nicht boxen. Mag sein, daß es unter den Frauen nicht so viele Talente gibt.

Warum boxt frau?

In erster Linie macht es Spaß. Dann ist Boxen ja nicht etwas, wo man einfach draufhaut. Man soll ja auch versuchen, mit Kopf zu boxen, das ist auch nicht leicht. Ich werd' nicht kämpfen wie Henry Maske, aber man soll sich schon ein bißchen was dabei denken. Maske ist halt nicht so aggressiv, ich geh' lieber vor.

Unabhängig von der Taktik der jeweiligen Gegnerin?

Ich muß sagen, die Taktik wechsle ich eigentlich nicht. Ich kann sagen, ich drehe noch mal auf. Aber meine Art zu boxen, die ich trainiert habe, kann ich eigentlich nicht gut ändern.

Wie gehen Sie mit dem öffentlichen Interesse um?

Man nimmt nicht jeden Auftrag an, der kommt. Nach dem EM- Kampf wurde das einfach zu viel. Wenn aber eine Zeitschrift wie Marie Claire oder Cosmopolitan kommt, dann macht man das. Das sind schöne Zeitschriften.

Sie lernen aber auch schon die dunkle Seite des wachsenden Bekanntheitsgrades kennen?

Eine Zeitung hat behauptet, ich hätte gesagt: Dem René Weller [Exweltmeister; Anm. d. Red.], der gegen Frauenboxen ist, haben sie die Birne im Ring weichgeklopft. Wahr ist: Ich mag den nicht besonders. Aber da kriegt man dann Anrufe von ihm. Inzwischen war er ja da, und wir haben Sparring gemacht. Er hat jetzt halt gemerkt, daß die meisten Medien das eher positiv sehen, jetzt versucht er sich umzustellen. Im kicker hat er geschrieben: Eine Frau ist da, um sich zu pflegen oder so. Als ob ich mich nicht pflegen würde!

Gibt es Momente im Ring, wo man über sich erschrickt?

Man geht schon sehr weit. Killerinstinkt ist zu hart gesagt, aber man geht so weit, wie man kann, wenn's sein muß auch bis zum Niederschlag. Das steckt in jedem Kämpfer drin. Das kann mir keiner erzählen, daß jemand seinen Gegner verschonen würde, wenn er ihn auch niederschlagen kann.

Definieren Sie Boxen als hauptsächliche Kopfarbeit, wie Henry Maske, oder als Körperarbeit, wie WBO-Weltmeister Dariusz Michalczewski?

Mir liegt Michalczewski vielleicht vom Stil her besser. Wenn man im Ring drin steht, da handelt man einfach nach dem Instinkt. Bis man gedacht hat, ist die Situation wieder vorbei. Man kann aber auch nicht nur klopfen. Gerade bei einer Distanz von zehn Runden – da kann man nicht nur klopfen.

Hassen Sie im Ring?

Ich hasse meine Gegnerin nicht. Warum sollte ich? Ich werd' vielleicht ein bißchen aggressiv. Wenn ich eine gekriegt hab', dann war das halt ein guter Punkt der Gegnerin. Gespräch: pu