Bedrohlich

■ betr.: „Die ARD ist unanständig“, taz vom 28./29. 1. 95

Sehr geehrter Herr Dr. Kohl, mit einer Mischung aus Belustigung und Beunruhigung habe ich den Wortlaut Ihres Protestes gegen die Monitor-Satire vom 26. 1. 95 vernommen. Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie mit denselben moralischen Ansprüchen die politischen Vorgänge in diesem unserem Lande kommentierten. Diesen kann ich mich im Gegensatz zum Fernsehprogramm – man kann es nämlich ausschalten – nicht so einfach entziehen.

Da mit meinen Steuern diverse Projekte finanziert werden, mit denen ich mich nicht einverstanden erklären kann, halte ich die Gebührenfrage hier für fehl am Platze. In diesem Zusammenhang und zu einem Zeitpunkt, an dem das Gedenken an Auschwitz für die Gefahren der Gleichschaltung von regulierenden Medien sensibilisieren sollte, den Fortbestand einer öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt in Frage zu stellen, empfinde ich durchaus als bedrohlich. Ilka Luck, Berlin