Dienstfahrten wurden dreifach abgerechnet

■ Vorwürfe gegen ehemaligen Chef der Polizeigewerkschaft, Egon Franke: Ungereimtheiten bei Abrechnung von Geldern

Der Berliner Landesverband der Deutschen Polizeigewerkschaft hat gegen den langjährigen ehemaligen Vorsitzenden, Egon Franke, schwere Vorwürfe erhoben. Unterschlagung von Gewerkschaftsakten und finanzielle Unregelmäßigkeiten werden Franke zur Last gelegt. Franke war im Dezember 1994 nach achtzehn Jahren im Amt ausgeschieden.

Bei der seitherigen Prüfung der Abrechnungsunterlagen seien einige Ungereimtheiten zutage getreten, bestätigte Dieter Hermann, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft. „Wo man normalerweise eine Dienstfahrt abrechnet, hat sich Franke gleich drei Fahrten erstatten lassen“, kritisiert Hermann den laxen Umgang des ehemaligen Vorsitzenden mit Gewerkschaftsgeldern. Hermann spricht in diesem Zusammenhang von einem Schaden von ungefähr 50.000 Mark. Doch auch bei der Sichtung weiterer Arbeitsunterlagen stieß die Landesgeschäftsstelle auf schwerwiegende Mängel. „Bei der Übernahme der Geschäfte stellten wir fest, daß entscheidende Dokumente, unter anderem Prozeßakten und Gutachten im Wert von über 3.000 Mark fehlten“, erklärte Hermann.

Daraufhin wurde der ehemalige Landesvorsitzende mehrfach schriftlich zur Kooperation aufgefordert. Vergeblich – Briefe mit Einschreiben und Rückschein kamen ungeöffnet an die Landesgeschäftsstelle zurück. Eine ordentliche Weiterführung der Geschäfte sei unter diesen Voraussetzungen extrem schwierig, sagt Dieter Hermann.

Die Vorwürfe der jetzigen Gewerkschaftsführung und Frankes Weigerung, mit dem neuen Landesvorstand zusammenzuarbeiten, haben bereits einen längeren Vorlauf. Bereits auf dem Landesdelegiertentag im Dezember letzten Jahres hatte der stramm konservative Law-and-order-Mann Franke angekündigt, die Geschäftsstelle nicht mehr zu betreten, wenn Rolf Taßler zu seinem Nachfolger gewählt würde. „Das Verhältnis zwischen Taßler und Franke war bereits seit anderthalb Jahren gespannt“, so Hermann. Franke habe Gerüchte über eine angebliche Homosexualität Taßlers lanciert. Taßler wurde trotzdem zum Landesvorsitzenden gewählt.

Inzwischen hat Franke die Vorwürfe entschieden zurückgewiesen und seinen Austritt aus der Gewerkschaft erklärt. „Wenn Franke nicht ausgetreten wäre, hätten wir ihn ausgeschlossen“, kommentiert Dieter Hermann.

In der Gewerkschaft wollte man die Angelegenheit zunächst intern klären. Doch Franke suchte von sich aus die Öffentlichkeit. Er erstattete gegen Taßler Strafanzeige wegen übler Nachrede und Beleidigung.

Öffentlich beklagte er beim Radiosender 100,6 auch, beim Gewerkschaftsball mit Hausverbot belegt worden zu sein. „Wir haben lediglich klargestellt, daß Franke unerwünscht ist“, äußert sich Hermann dazu. Der Einlaß habe Franke nicht verwehrt werden sollen. Gesa Schulz