Sicherer lebt, wer zu Hause bleibt

■ Zahl der Verkehrstoten auf deutschen Straßen rückläufig / Mehr Verletzte / In Ostdeutschland lebt man gefährlicher

Berlin (taz) – Die Zahl der Verkehrstoten ist 1994 in der Bundesrepublik deutlich gesunken. Auf Straßen, Rad- und Fußwegen starben im letzten Jahr 9.777 Menschen; im Jahr 1993 waren es noch 9.949. Im Westen verzeichnete das Statistische Bundesamt mit 6.786 Getöteten sogar die niedrigste Zahl seit 1953. Gleichzeitig ist die Zahl der Verletzten im Straßenverkehr jedoch deutlich gestiegen.

Wie sich das Risiko im Straßenverkehr entwickelt hat, läßt sich daraus zwar nicht ablesen. Fest steht allerdings, daß die Autofahrer immer sicherer leben: Die Zahl der Pkw-Insassen, die bei Unfällen ums Leben kamen, ist 1994 um etwa vier Prozent gesunken – und das, obwohl immer mehr Kilometer auf deutschen Straßen heruntergespult werden. Trotzdem sind noch immer etwa zwei Drittel aller Getöteten Autofahrer.

Die Zahl der getöteten Fußgänger sank sogar um acht Prozent. Doch ein Teil dieser positiven Entwicklung ist sicher auch darauf zurückzuführen, daß sich Fußgänger immer weniger im Straßenverkehr aufhalten. Und wer sich aus Angst vor Autos weniger auf die Straße wagt, reduziert auch sein Unfallrisiko. In dieses Bild paßt auch die Feststellung, daß die Zahl der Getöteten in Städten und Dörfern um zehn Prozent gesunken ist.

Für Motorrad- und Mofafahrer ist allerdings ein negativer Trend festzustellen: In den ersten zehn Monaten des Jahres 1994 stieg die Zahl der Getöteten um drei Prozent. Schließlich die getöteten Radfahrer: Hier verzeichnen die Statistiker einen Rückgang um 2,7 Prozent – vor dem Hintergrund zunehmenden Radverkehrs eine positive Entwicklung.

Bei der Zahl der Verletzten setzt sich der Trend der letzen Jahre ebenfalls fort: 1994 wurden zwei Prozent mehr Menschen im Straßenverkehr verletzt als im Vorjahr. Der Zuwachs betraf vor allem Autofahrer. Bei Radfahrern und Fußgängern blieb die Zahl der Verletzten nahezu konstant. Besonders stark war der Anstieg der Verletzten im Osten der Republik: Die Zahl stieg hier um sieben Prozent.

Für die neuen Länder wurden insgesamt erhebliche Unterschiede festgestellt: In Thüringen zum Beispiel wurde der Trend der steigenden Unfallzahlen seit der Vereinigung gestoppt, die Zahl der Getöteten sank um 16 Prozent. In Sachsen und Sachsen-Anhalt dagegen stieg die Zahl der Getöteten um sieben Prozent. Felix Berth