Ab 2006 wird nachgedacht

■ Nach dem Berliner Olympia-Flop schwört das NOK Enthaltsamkeit bis ins nächste Jahrtausend

Berlin (taz) – Nach der Erfahrung mit der erfolglosen, 80 Millionen Mark teuren Berliner Olympia-Bewerbung hat das Nationale Olympische Komitee (NOK) erst mal genug. „Ab 2006 denken wir wieder nach“, erklärte NOK-Präsident Walter Tröger auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen in Berlin. Vorher werde man sich keinesfalls wieder um Olympische Spiele bewerben. Ein leicht erschöpft wirkender Diepgen schloß kategorisch aus, daß die Hauptstadt sich in absehbarer Zeit nochmals dem IOC als Spiele-Standort andienen werde.

Anlaß der Verzichterklärungen waren zwei von Berlin und dem NOK erstellte Berichte, in denen Gründe aufgezählt werden, die für das Scheitern der Berliner Bewerbung für Olympia 2000 verantwortlich seien: Die Berliner BürgerInnen hätten nicht gewonnen werden können, die Bundesregierung habe „zögerlich“ reagiert, die Bundesländer hätten „nicht einheitlich hinter der Bewerbung“ gestanden, die Medien hätten eine „skeptische Grundhaltung“ gepflegt und die Anti-Olympia-Bewegung habe eine „verheerende Wirkung“ entfaltet. Das NOK übt in seinem Bericht auch deutliche Kritik an der vom Senat gegründeten Olympia-GmbH: „Pannen“ der Berlin 2000 GmbH „belasteten die Kontinuität der Arbeit“.

Nach dem niederschmetternden Fazit lag die Frage nahe, warum sich Berlin für die Spiele überhaupt beworben hatte. Die Idee sei noch „mitten im Kalten Krieg“ geboren worden: über die Mauer hinweg Spiele in beiden Teilen der Stadt. Doch der Mauerfall habe die „einmalige olympische Vision weggewischt“, meinte Diepgen dazu. Trotz des Flops behauptet er, die Bewerbung sei kein Verlustgeschäft gewesen: „Unsere Olympia-Bewerbung war insgesamt eine einmalige, weltweite Imagekampagne für die Stadt.“ Im Manuskript des Aufsichtsratschefs der Olympia- GmbH in Liquidation stand noch: „gelungene Imagekampagne“. Dirk Wildt

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