Ein Filmerlebnis

■ betr.: „Einmal noch Räucher lachs“ („The last supper“ von Cynthia Roberts), taz vom 17. 2. 95

Schade, daß die „Berlinale- Sklaven“ (mn) mit einer Überdosis Filmkonsum im Hirn und geplagt von ständigem Zeitmangel herumlaufen müssen. Da entgeht ihnen manchmal ein Filmerlebnis.

So geschehen bei Anja Seeliger in „The last supper“, dem kanadischen Film von Cynthia Roberts über das Sterben des aidskranken Ken McDougall. Dieser Film zeichnet sich, um Wieland Specks Worte zu gebrauchen, durch „Radikalität und Menschlichkeit auf allerhöchstem Niveau“ aus. Cynthia Roberts stellt Fragen jenseits der gängigen Aids-Sterbe-Diskussion: Inwieweit läßt sich der Tod ästhetisch inszenieren? Kann die Kunst, kann die Schönheit die Natur besiegen?

Um die Intensität und die Magie des Films zu erfassen, ist allerdings ein Höchstmaß an Aufnahmefähigkeit vonnöten. – Eine dürre Inhaltsangabe wie die von Anja Seeliger jedenfalls ist es nicht, was „The last supper“ verdient. Hoffentlich kommt der Film in deutsche Kinos: ausschlafen und reingehen! Juliana Raupp